Rezension

Ein Roman, der mich am Ende mit einem schlechten Gefühl zurücklässt

Vergiss uns. Nicht. -

Vergiss uns. Nicht.
von Laura Kneidl

Bewertet mit 2 Sternen

Der ein oder andere hat Aprils und Gavins Geschichte sehnlichst erwartet. Ich habe mich zwar auch über eine weitere Geschichte in diesem Setting gefreut, aber ich habe sie nicht ungeduldig erwartet. April war mir bis dato ein sympathischer, aber auch nicht überdurchschnittlich spannender Charakter. Bis dato hat Laura Kneidl jedoch jeder Figur viele Facetten und eine faszinierende Hintergrundgeschichte eingehaucht, sodass ich sie gerne kennenlernen wollte.

Der Roman wird komplett aus Aprils Sicht geschrieben. Sie hat auf einer Party vor fünf Jahren eine schlechte Entscheidung getroffen, die sie seitdem nicht mehr los lässt. Der Abend hat sie in jedem Fall deutlich vorsichtiger werden lassen und sie ist damit in vielerlei Hinsicht nicht das typische College-Mädchen. Dafür hat sie sich in ihr Studium und den Aufbau einer gemeinnützigen Organisation gestürzt. Ihren Einsatz für weniger gut situierte Studenten fand ich sehr faszinierend und es war für mich spannend mitzubekommen, wie viel Arbeit so eine Organisation macht. In Deutschland hätte man hier mit Sicherheit mit noch mehr Bürokratie rechnen müssen.

Etwas schade fand ich, dass neben Aprils Engagement wenig andere Facetten von ihr offengelegt werden. Ich hatte gehofft, dass ich als Leserin noch mehr über ihre Zukunftspläne, ihre Träume oder auch ihre Ängste erfahren würde. Auch ihre Beziehung zu ihrem Bruder oder zu Sage ist ziemlich in den Hintergrund gerutscht. Somit wirkte ihre Darstellung etwas oberflächlich.

Auch Gavin hat nicht mehr Tiefgründigkeit in die Handlung gebracht. Komplexität, aber keine Tiefgründigkeit. Früher war er Aprils bester Freund, bis er sich immer weiter distanziert hat. Nun kommen sie sich wieder etwas näher. Das neue Aufleben der Freundschaft fand ich ziemlich unrealistisch. Wenn sich quasi ein Kumpel von mir getrennt und dann fünf Jahre nicht mehr gemeldet hat, dann würde ich definitiv wissen wollen, was der Grund gewesen ist. April versucht noch nicht einmal ein Gespräch in diese Richtung zu lenken. Das machte in meinen Augen einfach keinen Sinn.

Am Ende wird der Leser noch einmal mit einer Wendung überrascht. Das Buch ist nur der erste Teil einer Dilogie, sodass zu erwarten war, dass es einen Cliffhanger geben würde. Allerdings hat mich das Ende wirklich aufgeregt. Es ist nicht so, dass ich ein Problem mit offenen Enden oder Cliffhangern haben, es ging darum, dass sich die Figuren richtig blöd verhalten und es so gar nicht zum Rest des Romans passte. Es hat mir die Charaktere komplett unsympathisch gemacht. Das Ende hat mich somit nicht motiviert die Fortsetzung zu lesen, sondern es hat mich davon komplett abgebracht. Die anderen Romane von Laura Kneidl mochte ich echt immer sehr, aber dieses Buch war eine wirkliche Enttäuschung.