Rezension

Eine Geschichte, bei der man sich wünscht, sie würde niemals enden

Worlds Collide -

Worlds Collide
von Anabelle Stehl

Bewertet mit 5 Sternen

Wie zwei Asteroiden kollidieren hier Fiona & Demian, Vertrauen & Verrat, Liebe & Schmerz und etwas wunderschönes -diese Geschichte- entsteht

„Denn Demian wäre wohl der Letzte gewesen, bei dem ich diese Emotion, die sich so sehr nach Ankommen anfühlte, vermutet hätte.“

Wie steht ihr zur Welt der Influencer? Egal wie eure Antwort nun ausfallen mag, lest bitte weiter. Die einen mögen hier sein, weil sie sich gerade für diese noch recht einzigartige Thematik in Büchern, Social-Media und YouTuberInnen, interessieren. Die anderen sind womöglich hier, weil sie herausfinden möchten, ob eine Thematik überhandnimmt, die sie eigentlich gar nicht interessiert. Ich würde vorneweg direkt einmal sagen, dass beide Partien auf ihre Kosten kommen werden, denn ja, die Protagonisten sind YouTuber, aber nein, man muss kein Fan dieser Community sein, um ein neues, echtes Lieblingsbuch zu finden. Aber überzeugt euch selbst:

Fiona ist Influencerin und liebt es, sich zu Schminken und für ihre Fans da zu sein. Bisher hat sie das auch gut gemeistert, denn jahrelange Arbeit hat sich ausgezahlt und Fiona ist nicht nur eine erfolgreiche Beauty-Bloggerin, sondern besitzt von nun an sogar eine eigene Make-up-Linie. Doch was der Beginn zu dem Leben, das Fiona sich so sehr wünscht, ein Leben, indem ihre Mutter stolz auf sie ist, sein sollte, wird zum reinen Albtraum.

Demian, der es sich auf seinem Hauptkanal zur Aufgabe gemacht hat, Skandale in der Welt der Influencer aufzudecken, entlarvt in seinem neuen Video einen Skandal, der Fiona nicht nur betrifft, sondern sie mit voller Wucht trifft. Vom einen Moment auf den anderen ist die Make-up-Linie ihr kleinstes Problem, denn ihre gesamte Karriere steht auf dem Spiel. Und plötzlich nicht nur die, denn Fionas Leben gerät immer mehr aus den Fugen, als niemand, am wenigsten ihre eigene Mutter, ihr glauben möchte, dass sie keine Schuld trifft.

Wie soll Fiona wiedergutmachen, was sie genau genommen nicht verbrochen hat? Bleibt ihr keine andere Möglichkeit, als am Ende Demian selbst um Hilfe zu bitten? Dabei ist er wohl der letzte Mensch, dem sie vertrauen dürfte…

Der erste Band der Worlds-Reihe ist über 550 Seiten lang, was in diesem Genre ein wenig ungewöhnlich sein mag. Ich weiß nicht, wie ihr zu eher dicken Büchern steht, aber eine gewisse Skepsis ist sicherlich nicht verwunderlich. Denn kann ein so langes Buch das Niveau vom ersten bis zum letzten Satz durchweg halten? Wird es nicht irgendwann zu langatmig? Sind so viele Seiten notwendig, weil man einige Seiten braucht, um in die Geschichte hinein zu finden?

Meine Antworten zu diesen Fragen stehen ganz klar fest: Ja, „Worlds Collide“ ist auf der ersten Seite ebenso gefühlvoll, fesselnd und unterhaltsam, wie auf Seite 300 und 563. Also nein, es wird nicht langatmig und auch nicht irgendwann weniger interessant. Und tatsächlich ist dieser Roman auch einer dieser Sorte Bücher, die einen schon nach wenigen Worten gefangen nehmen und nicht mehr loslassen. Jedes Mal, wenn ich zu dem Buch gegriffen habe, waren nur wenige Worte notwendig, um völlig abschalten und mich voll und ganz auf Fiona und Demian fokussieren zu können. Der Roman löste beim Lesen ein Gefühl in mir aus, welches ich nicht wirklich beschreiben kann. Man fühlt sich einfach wohl und es wird einem ganz warm ums Herz, obwohl man zwischendurch immer wieder schlucken und gegen die Tränen anblinzeln muss, weil manche Szenen recht heftig und erschüttern wirken.

Handlung und Schreibstil spielen großartig zusammen und schaffen es, den Leser zu berühren. Die Geschichte handelt von Positivem wie Freundschaft, schönen Erlebnissen und natürlich der Liebe, aber auch von Negativem wie Konflikten, Verrat und Traurigkeit. Der Schreibstil verpackt all diese und noch viel mehr Themen auf eine Art und Weise, die alles greifbar, nachvollziehbar und verständlich wirken lässt. Und deshalb bekommt man beim Lesen auch die volle Wucht an Gefühlen ab, und wird einfach mitgerissen. Außerdem fällt es einem unglaublich leicht, sich auf die Figuren einzulassen.

Man könnte meinen, Demian wäre einem zunächst unsympathisch. Der Klappentext lässt unschwer erkennen, dass er es ist, der Fionas Welt an den Punkt treibt, wo sie einzustürzen droht. Doch schon ab dem ersten Kapitel aus seiner Sicht war mir klar, dass ich ihn nicht dafür verurteilen konnte. Mehr noch: Ich verstand Demian. Und deshalb fiel es mir nicht schwer, ihn direkt in mein Herz zu schließen. Hach, Demian… ich hatte ihn beim Lesen richtig gern und liebte die Leidenschaft, die er an den Tag legte, wenn er einfach er selbst war.

Auch Fiona hatte ich richtig gern, denn sie ist bewundernswert stark. Fiona ist sehr feinfühlig und würde alles tun, für die Menschen, die sie liebt. Doch diese theoretisch wundervolle Eigenschaft macht Fiona verletzlich und schwach und als Leser darf man Fiona dabei begleiten, wie sie die Stärke in sich wiederentdeckt.

Beide Protagonisten tragen Charakterzüge in sich, die negativ auffallen könnten. Die Betonung liegt hier auf „könnten“, denn das tun sie nicht. Fiona mag ein wenig zu leichtgläubig sein, Demian zu blauäugig, aber all die Gedanken und Entscheidungen der beiden werden so detailliert beschrieben, dass man wirklich verstehen kann, wieso sie sind, wie sie sind. Daher stören einen beim Lesen die Ecken und Kanten der zweien nicht, sondern man verfolgt gespannt und zugleich geduldig, wie sie sich weiterentwickeln.

Nicht nur die vielfältigen Nebencharaktere runden die Geschichte ab. Auch die Handlung selbst ist in sich völlig rund und nichts kommt zu kurz. „Worlds Collide“ ist ein Roman, der voller Liebe steckt, aber in dem die Liebe nicht alles ist. Außerdem geht es weniger um die körperliche Verbundenheit und mehr um diese auf der Gefühlsebene. Alles passte einfach und fügt sich auch rückblickend genau richtig zusammen. Einmal kam ich an einen Punkt, als ich etwas enttäuscht von der Entwicklung war, aber das hat sich tatsächlich sehr schnell wieder gelegt und am Ende war diese Entwicklung auch notwendig und hat der gesamten Geschichte gutgetan.

Fazit:

Ich weiß, dass diese Rezension sehr lang geworden ist, aber um ehrlich zu sein, hätte ich noch so viel mehr, was ich zu dem Roman sagen kann. Weil er mir nicht einfach nur gut gefallen hat, sondern weil ich ihn geliebt habe. Ich habe es geliebt, die Entwicklungen zu verfolgen. Ich habe es geliebt, jede Gefühlsregung der Charaktere mitfühlen zu dürfen. „Worlds Collide“ umfasst über 550 Seiten und trotzdem fühlt es sich an, als hätte ich noch vielmehr Seiten lesen können und auch diese voll und ganz geliebt. Doch leider hat alles ein Ende, auch diese Geschichte. Fast bin ich ein wenig neidisch auf euch, die „Worlds Collide“ noch zum ersten Mal lesen dürfen. Und eins sollte klar sein: Tut es, lest dieses Buch. Ihr werdet es lieben. So erging es auch mir, weshalb es nicht überraschend sein dürfte, dass ich volle 5 Sterne vergebe und die Tage zähle, bis der nächste Band der Reihe erscheint.