Rezension

Einfach großartig!

Das Institut der letzten Wünsche - Antonia Michaelis

Das Institut der letzten Wünsche
von Antonia Michaelis

Klappentext:
Die verträumte Mathilda arbeitet für eine Organisation, die sterbenden Menschen ihre letzten Wünsche erfüllt. Ein letztes Mal Schneeflocken spüren mitten im Hochsommer, Maria Callas live erleben oder in einem stillgelegten Vergnügungspark Riesenrad fahren – alles kein Problem, kleine Tricks inbegriffen. Das ändert sich, als Mathilda Birger begegnet. Denn er wünscht sich, vor seinem Tod noch einmal seine große Liebe Doreen und ihr gemeinsames Kind wiederzusehen. Mathilda soll sie für ihn suchen – nur will sie Doreen eigentlich gar nicht finden, denn sie hat sich auf den ersten Blick in Birger verliebt.

Die Autorin:
Antonia Michaelis wurde in Kiel geboren und ist in Augsburg aufgewachsen. Sie hat in Greifswald Medizin studiert und unter anderem in Indien, Nepal und Peru gearbeitet. Heute lebt sie mit Mann und zwei Töchtern gegenüber der Insel Usedom im Nichts, wo sie zwischen Seeadlern, Reet und Brennnesseln in einem alten Haus lauter abstruse Geschichten schreibt.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat im Sturm mein Herz erobert. Ich bin immer noch ganz in der Geschichte gefangen und werden bestimmt lange daran denken, und auch immer wieder erinnert werden. Mit ganz viel Gefühl, wunderschönem Sprach- und Schreibstil und liebevollen Figurenzeichnungen versteht es Antonia Michaelis zu fesseln.
Die Beschreibungen von Berlin, dem Institut, dem leider geschlossenen Spree-Park, der früher für die Vergnügungen und das Rummel-Flair zuständig war und all den witzigen, nachdenklichen, traurigen, hoffnungsvollen und sehr berührenden Situationen haben mich in ihren Bann gezogen.

Schon lange empfand ich keine weibliche Hauptfigur so sympathisch und liebenswert wie Mathilda Nielsen. Sie ist authentisch, geht ihren Weg, hat einen sehr schlauen Hund, der auf den Namen Eddie hört. Er trinkt gern Milchkaffee, mag es, Tatort zu schauen und geht auch mal allein an der Panke spazieren.
Mathildas doch recht einsames privates Leben wird kräftig durcheinander gewirbelt, als Birger Raavenstein in das Institut der letzten Wünsche kommt, weil er seine damalige Liebe mitsamt Kind finden will. Er ist todkrank und möchte sie unbedingt wiedersehen. Mathilda verliebt sich Hals über Kopf in den stets schlecht frisierten Mann und möchte eigentlich nicht, dass seine Verflossene, Doreen Taubenfänger, ihm begegnet.

Ingeborg, die früher Ärztin war, betreibt mit Mathilda die Organisation, die es baldig Sterbenden ermöglicht, Weihnachten im Juli zu feiern, ein Bad im Meer zu nehmen, Schnee im Frühling zu sehen oder einem Auftritt der (verstorbenen) Maria Callas beizuwohnen. Und das sind nur einige der Wünsche, die die gebrechlichen, aber durchaus hoffenden Menschen haben.
Klingt verrückt? Ist es aber nicht. Denn wer will schon aus dem Leben scheiden, ohne diese eine Sehnsucht gestillt zu haben? Worauf will man dann noch warten?

Das Buch erzählt davon, Wünsche und lang gehegte Träume auszuleben, und diesen einen Moment festzuhalten, weil es jeden Tag vorbei sein kann. So viele Botschaften kann man in dem 500 Seiten starken Werk mitnehmen, wenn man sie denn sehen will.

Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt, denn auch die kriminalistische Ader wurde mit frischem Blut versorgt.

Emotionen pur.

Dieses Buch muss man lesen und auf sich wirken lassen.
Großartig!

Ein Lesehighlight 2015.
5 +++++ Sterne.