Rezension

Wer man ist, weiß die Welt erst, wenn man damit fertig ist, zu sein.

Das Institut der letzten Wünsche - Antonia Michaelis

Das Institut der letzten Wünsche
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung:
Inhalt
Mit ihrem Job ist Mathilda äußerst zufrieden, denn sie erfüllt im Institut der letzten Wünsche die Träume derer, die bald ihre Reise gen Himmel in Angriff nehmen müssen.
Eines Tages trifft sie auf Birger, der sie darum bittet seine verlorene Liebe wiederzufinden. Mathilda setzt alles daran, um auch ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Die Gefühle, die in ihr aufkeimen, möchte sie zunächst unterdrücken, doch schon sehr bald ist sie total verliebt in ihrem Klienten. Wird sie ihm trotzdem weiter helfen?

»"Viele Zuhörer fragen sich sicher, was dieser alte Mann in der Sendung tut", begann er, "der zwischendurch komische Anekdoten davon erzählt, wie es früher beim Radio war. Und Gert hat Ihnen erklärt, dass ich krank bin. Aber das ist es nicht. jeder ist mal krank. Ich, ich sterbe. Nicht heute, nicht morgen. Vielleicht nächste Woche."«
Zitat aus: "Das Institut der letzten Wünsche"

Charaktere
Mathilda ist sehr emotional, aber ihre Probleme und Sorgen lacht sie einfach weg. Sie hat eine Vorliebe sich alte Kinderstoffe auf ihre Kleidung zu nähen, was andere als äußerst merkwürdig empfinden, doch das stört sie nicht. Es ist eben ihr Stil.
Birger ist untröstlich darüber, dass er sterben wird und seine verschollene Liebe noch nicht wieder gefunden hat. Er ist ziemlich humorvoll und äußerst sympathisch bei fast allem, was er macht.
Ingeborg, die Chefin von Mathilda, war früher eine sehr geschätzte Ärztin, bis sie ihren Job gekündigt und das Institut geöffnet hat. Sie ist sehr sarkastisch und hat mich mit ihrer lustigen Art sehr oft zum Lachen gebracht.
Eddie liebt es auf dem Sofa zu liegen und Futter in sich hineinzustopfen. Er ist die treueste Seele, die man sich überhaupt vorstellen kann - Der Hund von Mathilda.

»"Denk an die Sache mit der Seifenblasenwelt", flüsterte er neben ihrem Ohr. "Denk daran aufzupassen, dass sie nicht zu weit oben fliegt, wenn sie zerplatzt. Sonst fällst du zu tief."«
Zitat aus: "Das Institut der letzten Wünsche"

Gesamt
Ich wusste genau, was mich bei diesem Titel erwarten würde und doch wusste ich gar nichts. Dieses Buch ist so viel mehr, als nur ein neuer Roman von Antonia Michaelis, aber mal von vorne:
Schon die Einleitung hat mir sehr gut gefallen. Ich erfuhr ein bisschen mehr über die Protagonistin Mathilda, die mir auch noch ihren Job erklärte. Gleich am Anfang erfüllt sie auch schon den ersten Wunsch und ich hatte das Gefühl, als wäre ich live dabei, denn die Autorin legt nicht nur wert auf unglaublich gut gezeichnete Charaktere, sondern ebenfalls auf ein sehr bildliches Setting. Ich habe den Park vor Augen gehabt, wo die erste Klientin des Buches auf einem Pferd geritten ist. In meiner Fantasie meinte ich sogar den Duft der Blumen wahrnehmen zu können. Es hat mich zutiefst beeindruckt, wie die Autorin nicht nur die Protagonisten zu einem Teil von mir werden ließ, sondern mit ebenfalls das Gefühl gab, an jedem einzelnen Ort dabei zu sein und ihn mir richtig gut vor Augen führen zu können.
Von diesen Settings gibt es so einige, die ich regelrecht lieb gewonnen habe. Da wäre das Institut selbst, aber auch das nette Café von nebenan, in dem es Bücher zuhauf gibt, die sich die Kunden alle ausleihen und lesen können, während sie ihren Kaffee schlürfen. Ich habe mich, wenn mich die Geschichte in dieses Café gelenkt hat, grundsätzlich wohl und wie zu Hause gefühlt.
Der Plot ist gut, sogar mehr als das. Ich bin sehr begeistert über die Idee, einInstitut der letzten Wünsche zu eröffnen und zu betreiben, in dem die innigsten Wünsche derer erfüllt werden, die leider nicht mehr lange auf der Erde verweilen werden. Denn mal ehrlich: Wer möchte nicht glücklich sterben?!

»Wer man ist, weiß die Welt erst, wenn man damit fertig ist, zu sein.«
Zitat aus: "Das Institut der letzten Wünsche"

Die Umsetzung ist der Autorin sehr gut gelungen. Das Buch hat die gesamte Zeit über einen sehr melancholischen Touch. Aber diese dunklen Wolken werden ziemlich oft von lustigen Szenen vertrieben. Ich konnte mich an einigen Stellen nicht entscheiden, ob ich nun doch lieber Lachen, oder Weinen sollte. Entschied mich allerdings immer für Ersteres.
Wie Mathilda und Ingeborg mit den Klienten umgehen ist furchtbar herzerwärmend und hat mich sehr gerührt. Sie versuchen alles in ihrer Macht stehende, um auch wirklich jeden einzelnen Wunsch zu erfüllen. Dabei ist es ihnen völlig egal, ob daraus irgendwelche Konsequenzen entstehen könnten. Ich musste lächeln bei dem, was sie taten, denn sie machen die Menschen in ihren letzten Stunden glücklich und bringen ihnen das Leuchten in den Augen zurück.

»"Morituri, vos saluto.  Ihr Todgeweihten, ich grüße euch."«
Zitat aus: "Das Institut der letzten Wünsche"

"Das Institut der letzten Wünsche" ist ein sehr leicht zu lesender Roman, der das Herz berührt. Ich habe mich sehr gut mit den Protagonisten identifizieren können und dies, obwohl die gesamte Geschichte auktorial aus der Sicht von Mathilda erzählt wird. Die Autorin hat es dennoch geschafft, mir ihre Gefühle, sowie mir ihre gesamte Person sehr nahe zu bringen. Wie Mathilda mit ihren Gefühlen Birger betreffend umgeht, konnte ich nachvollziehen. Wie sie still vor sich hin leidet, weil eben auch nicht immer alles klappen kann, habe ich verstanden. Ich konnte hinter ihre starke Fassade sehen und hätte ihr so gerne mal gesagt, dass sie ruhig auch mal weinen kann. Aber das tat sie nicht, denn sie ist zeigt keine Schwäche.
Was mir ebenfalls noch sehr gut gefallen hat, sind die vielen kleinen Lacher, die Situationen mit Eddie hinaufbeschworen haben. Der Hund war für mich im Grunde genommen gar kein Hund, sondern eine eigenständig denkende Person, die nur das Beste für Mathilda und die anderen Charaktere möchte. Ich fand es äußerst harmonisch und passend, zwischen diesen ganzen trüben Seiten so auch ein bisschen Helligkeit hineinzubringen. Es hat gepasst. Alles.
Mit verschiedenen Wendungen hätte ich so nicht gerechnet. Ich war erstaunt über das ein oder andere, was geschehen ist und konnte es kaum abwarten zu erfahren, wie es weiter ging. Das Buch gewinnt so eine gewisse Spannung und besitzt auch ein ziemlich hohes Tempo.
War ich ganze 490 Seiten stark und habe meine Tränen zurückgehalten, wollte mir dies allerdings am Ende nicht mehr gelingen...

In Kürze:
Positiv
Protagonisten sind toll gezeichnet.
Emotional.
Magisch.
Spannend.
Witzige Stellen durchbrechen manchmal die melancholische Stimmung.
Unfassbar tolles Setting.
Geht zu Herzen.

Negativ 
Nichts

Fazit:
Ich bin begeistert von so viel Liebe, Melancholie und Witz, welches die Autorin alles zusammen in ihr neues Werk gepackt hat. Mir hat die Geschichte wahnsinnig gut gefallen, sie berührt, geht sehr zu Herzen, ist tiefsinniges, stimmt nachdenklich und die Schreibweise war für mich sogar schon ein bisschen poetisch.
© www.mybooksparadise.de
 

Kommentare

Arietta kommentierte am 30. März 2015 um 13:14

Deine Rezi , hört sich sehr Interressant und Informativ an . Es steht schon seit einiger Zeit auf meinem Wunschzettel...