Rezension

Emotionale Familiengeschichte(n)

Für immer ist die längste Zeit - Abby Fabiaschi

Für immer ist die längste Zeit
von Abby Fabiaschi

Bewertet mit 4 Sternen

Abby Fabiaschi erzählt in ihrem Roman „Für immer ist die längste Zeit“ von Brady und seiner Tochter Eve, die nach dem Tod ihrer Mutter Madeline, genannt „Maddy“, voller Trauer, Hilflosigkeit und auch Wut zurückbleiben. Sie wissen nur, dass Maddy vom Dach der Bibliothek gestürzt ist – aber warum? Sie hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen. Sehr langsam nähern sich Brady und Eve einander an und versuchen, mit dem Tod der Mutter zurechtzukommen.

Die emotionale Geschichte zieht ihre Kraft durch die Perspektivwechsel. Abwechselnd kommen Eve, Brady und aus dem „Zwischenreich“ auch Maddy zu Wort. Dadurch habe ich einen sehr guten Einblick in die Gefühlslage der jeweiligen Erzähler bekommen und konnte auch einzelne Handlungen besser nachvollziehen. Wenn ich z. B. dachte, dass Brady sich nicht besonders um seine Ehe und Familie gekümmert hat, wird aus seiner Sicht (oder auch aus Zugeständnissen von Eve und Maddy) deutlich, dass es eben nicht so einfach ist! Eine Geschichte hat immer mehrere Seiten – so auch hier.

Angesichts der Ausgangssituation bin ich von einem sehr traurigen Buch ausgegangen, doch zum Glück ist es das nicht. Natürlich gibt es immer wieder Szenen, in denen ich ein wenig schniefen musste, doch insgesamt ist „Für immer ist die längste Zeit“ kein deprimierendes Buch. Wenn z. B. Maddy zu Wort kommt, macht sich ein sehr humorvoller Ton breit, zum Teil auch ironisch – und dass, obwohl sie tot ist. Das hat die Geschichte eindeutig aufgelockert.

Es gibt sehr viele Kleinigkeiten, die mir an diesem Roman gefallen haben. So war Maddy eine absolute Leseratte, was sie zu Sätzen wie „Wenn die Welt es dir schwer macht, nimm dir ein Buch und geh in eine andere“ (S. 270) – eine wunderbare Aussage!  Sehr gut fand ich auch, dass Maddy für jede Situation einen passenden Song hatte, den sie  auch lauthals angestimmt hat. Es wäre doch schön, wenn das mehr Menschen machen. Das Leben wäre irgendwie wie ein Musical… :) Zauberhaft war auch die kleine Paris-Episode mit Eve und Dameon.

Ein wenig zu überladen fand ich „Für immer ist die längste Zeit“ dadurch, dass Abby Fabiaschi nicht nur die Geschichte von Eve und Brady nach dem Tod der Mutter/Frau erzählt, sondern diese auch noch verzweigt. So hat Bradys Mutter Geheimnisse, die ans Licht kommen und denen Brady nachgeht. Die Geschichte verläuft schnell im Sand und war für meinen Geschmack überflüssig. Vielleicht hätte hier lieber eine andere Geschichte etwas mehr angerissen werden sollen, nämlich wie es zu diesem Ende mit Brian gekommen ist - die Erklärung war mir viel zu kurz, um glaubhaft zu sein. Insgesamt war mir das Ende durch verschieden Konstellationen zu „rosarot“. So vieles wurde auf den letzten Seiten zusammengepresst.

Fazit: Eine sehr emotionale und teils etwas zu verzweigte Familiengeschichte