Rezension

Gelungenes Verwirrspiel

Nach einer wahren Geschichte - Delphine de Vigan

Nach einer wahren Geschichte
von Delphine de Vigan

Bewertet mit 4 Sternen

          Die Autorin Delphine de Vigan erzählt in „Nach einer wahren Geschichte“ aus er Sicht von Delphine de Vigan. Ein autobiographischer Text also? Genau dieser Frage widmet sich der Roman.
Delphine lernt auf einer Party eine Frau kennen, im Text wird sie L. genannt. Diese Frau schleicht sich immer mehr in ihr Leben und vertreibt langsam aber sicher alles andere daraus. Und das schlimmste: sie verunsichert Delphine so sehr, dass sie nicht mehr schreiben kann.

„Nach einer wahren Geschichte“ ist eines dieser Bücher, die es mir schwer machen eine Rezension zu schreiben.  Einerseits passiert unglaublich wenig. Die Autorin beschreibt, wie L. in ihr Leben tritt und sich immer unverzichtbarer für sie macht. Sie beschreibt ihre Gefühle und wie das alles passieren konnte. Überraschenderweise ist das aber meistens nicht langweilig! Gut, an manchen Stellen dachte ich tatsächlich: so, jetzt würde ein bisschen mehr Handlung dem Buch guttun. Aber trotzdem war das Buch angenehm zu lesen und hatte fast eine hypnotische Wirkung.

Im Buch wird immer wieder über die Frage diskutiert: was soll ein Autor schreiben? Fiktion? Oder ist der Leser nur an wahren Geschichten interessiert? Und wie „wahr“ kann eine Geschichte überhaupt sein, wenn sie doch aus der Sicht des Autors geschildert wird. In diesem Zusammenhang geht es sehr oft um die früheren Werke der Autorin. Da ich noch nichts von ihr gelesen habe, hat mich das mit der Zeit etwas genervt. Ich dachte, ich muss jetzt noch schnell die anderen Bücher lesen, um dieses richtig zu verstehen. Deswegen würde ich das Buch nicht unbedingt an Leute weiterempfehlen, die die Autorin noch nicht kennen.

Besonders gefallen haben mir die letzten Seiten des Buches, hier wird es nochmal richtig spannend und das Spiel der Vermischung von Wahrheit und Fiktion wird auf die Spitze getrieben. Ein Tipp: keinesfalls vorher Besprechungen des Buches lesen! Mir hat ein Spiegel online Artikel die Überraschung am Ende gründlich verdorben. Sehr ärgerlich!

Also: 4 Sterne von mir für dieses gelungene Verwirrspiel.