Rezension

Autobiografischer Roman über das Schreiben

Nach einer wahren Geschichte - Delphine de Vigan

Nach einer wahren Geschichte
von Delphine de Vigan

Bewertet mit 3 Sternen

Den Roman habe ich vor fünf Jahren gelesen. Bis jetzt hat er mir weitere Romane der Autorin verleidet. Aber dann ... habe ich doch noch einen gekauft, aber erst mal auf den SuB gelegt, die Frustration sitzt zu tief.

Zunächst einmal hat es mich befremdet, dass das neue Buch der Romanautorin Delphine de Vigan gar keinen Titel hat. Als ich dann begann zu lesen, entwickelte das Buch einen eigenen Sog.

Inhalt: Die Autorin Delphine hat einen Bestseller lancieren können. Sie hat nicht mit einem solchen Erfolg gerechnet. Plötzlich hat sie tausend Termine, Presse, Fernsehen, Radio, Interviews, Lesungen, Autogrammstunden. All das erschöpft sie, so gerne sie auch nah an ihre Leserschaft heranrückt. Verweigert sie einmal eine Bitte, hat sie Schuldgefühle. Sie hat einen Roman geschrieben, der viel Autobiografisches enthält. War das der Schlüssel des Erfolgs? Die Leserschaft will das Wahrhaftige? Aber eigentlich ist Delphine nicht bereit, über jenes Buch hinaus noch mehr Privates von sich preiszugeben. Die große Frage bleibt dennoch, was kommt danach. Was kann man nach einem solchen Erfolg noch schreiben? Bevor sie endgültig in eine Schreibblockade gerät, lehrnt sie L. kennen, eine Freundin, die immer näher und näher und näher rückt und schließlich ihr das Leben aus der Hand nimmt.

Bis zur Hälfte des Buches fand ich es großartig. Dann nahm meine Begeistung ab. Und nahm ab und nahm ab. Die Befindlichkeiten einer labilen Schriftstellerpersönlichkeit oder einer, die nur so daherkommt, denn wie viel von dem Geschilderten kann man 1 : 1 auf die Autorin Delphine de Vigan übertragen, interessieren mich gar nicht. Es ist mir völlig wurscht, wie ein Autor mit seinen leeren Seiten kämpft. Mich interessiert nur das Endprodukt. Wie er dahin kommt, ist seine Sache. Morgens esse ich auch völlig ungerührt die Brötchen vom Supermarkt oder Bäcker und was den Bäcker oder Fertigteighersteller bei der Produktion umtreibt, juckt mich nicht im Geringsten.

Das Dumme ist, dass weiter nichts passiert. So passiert auch bei mir nichts weiter.

Fazit: Der autobiografische Roman über das Schreiben interessiert so lange wie der Leser glaubt, dass ihm eine Geschichte erzählt wird. Nach der Hälfte verpuffte für mich der Effekt im Nichts.

Kategorie: Gute Unterhaltung
Verlag: Dumont, 2016