Rezension

Ich bin wirklich begeistert von diesem Buch

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert - Joël Dicker

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
von Joël Dicker

Bewertet mit 5 Sternen

1975 ruft eine alleinstehende ältere Dame bei der Polizei an, sie sah eine junge Frau panisch durch den Wald rennen. Kurz darauf wird diese ältere Dame ermordet aufgefunden, die junge Frau, identifiziert als Nola Kellergan bleibt verschwunden bis ihre Leiche 30 Jahre später im Garten des berühmten Schriftstellers Harry Quebert gefunden wird, der seit 1975 in dieser kleinen fiktiven Stadt lebt. Alle Hinweise deuten auf ihn, doch sein bester Freund und ehemaliger Student Marcus Goldmann, der seinerseits in einer Schreibblockade feststeckt und es einfach nicht schafft, an seinen ersten Erfolg anzuknüpfen, glaubt nicht, dass Harry getan hat, was man ihm vorwirft und ermitteln auf eigene Faust. 

 

 

Ich habe das Buch schon vor einigen Jahren gelesen – bevor ich einen Buchblog hatte und bevor ich anfing, jedes Buch, das ich lese zu rezensieren. Doch da jetzt die Geschichte von Marcus Goldmann in „Die Affäre Alaska Sanders“ fortgesetzt wird, dachte ich mir, ich muss es noch einmal lesen / hören, bevor ich das neue Buch lese. Gesagt, getan und ich muss sagen, auch beim zweiten Mal konnte mich das Buch begeistern.

 

Marcus Goldmann ist unheimlich sympathisch. Obwohl er einen super erfolgreichen Bestseller geschrieben hat, ist er „normal“. Er gerät in eine Schreibblockade und findet einfach nicht mehr heraus. Alles, was er sich aufgebaut hat, all sein Geld, einfach alles ist jetzt in Gefahr, wenn er es nicht schafft, ein zweites Buch vorzulegen. Aber egal, was er versucht, es klappt einfach nicht! Trotzdem weiß man bereits zu Anfang des Buches, dass es eben doch geklappt hat, mit dem Fall Harry Quebert und der Wahrheit über den Tod von Nola Kellergan. Doch man erfährt keinerlei Einzelheiten, die bekommt man erst durch Marcus’ Recherchen nach und nach vorgelegt, bevor einem die Auflösung den Boden unter den Füßen wegzieht.

 

Einerseits mag man Harry Quebert, andererseits kommt man nicht umhin sein früheres Ich für moralisch fragwürdig zu halten. Nicht nur wegen der Aufklärung, sondern schon allein deswegen, weil er sich in eine Fünfzehnjährige verliebt. Doch man merkt auch, dass es ihm nicht um Sex geht, sondern um die Zeit, die er mit ihr verbringen darf und darum, ihr zu helfen. Harry wähnt Nola nämlich in Gefahr und möchte sie retten.

 

Es geht in dem Buch um mehrere tragische Liebesgeschichten, die alle mit dem Fall verwoben sind und um eine Liebeserklärung an das Schreiben. Es geht um die verzweifelte Suche nach Inspiration, um Selbstzweifel und den brennenden Wunsch berühmt zu werden, ein angesehener, ernsthafter Schriftsteller zu sein. Es geht um Entscheidungen und Wahrheiten, die einem in den Magen schlagen.

 

 

Fazit: Ich persönlich finde das Buch mega. Ich habe es nun bereits zum zweiten Mal gelesen / gehört und es konnte mich noch genauso mitreißen, wie beim ersten Mal. Allerdings habe ich es dieses Mal auch teilweise als Hörbuch gehört und möchte gerade dieses allen ans Herz legen, die von den 700+ Seiten des Buches erst einmal eingeschüchtert werden. Obwohl es so dick ist, kam für mich niemals Langeweile auf. Es zog sich nicht, sondern fütterte einen immer wieder mit gerade genug Informationen, um dranzubleiben. Um selbst Theorien zu spinnen. 

Die Wendung und das Ende sind nicht ohne. Es ist erschütternd, was da alles rauskommt und was wirklich geschah und man sitzt am Ende da und weiß nicht, was man davon halten soll. Es ist ein tolles Ende, aber es macht es einem auch nicht leicht, sein abschließendes Urteil über Harry Quebert zu fällen. Letztlich bekommt Marcus seinen zweiten Bestseller – aber zu welchem Preis?

 

Von mir bekommt das Buch volle 5 Sterne – und jetzt freue ich mich ganz doll auf „Die Affäre Alaska Sanders“!