Rezension

Leider eine Enttäuschung

Aquila - Ursula Poznanski

Aquila
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 2.5 Sternen

Hüte dich vor Einhorn und Adler

„Das Blut ist nicht deines. Du weißt, wo das Wasser am dunkelsten ist. Halte dich fern von Adler und Einhorn.“

Inhalt

Die junge Studentin Nika wacht eines morgens auf und stellt fest, dass ihr die Erinnerung an die vergangenen zwei Tage komplett fehlt. Sie ist in ihrer Wohnung eingeschlossen und von ihrer Mitbewohnerin Jenny fehlt jede Spur. Aber schlimmer noch, auf dem Spiegel im Badezimmer steht eine Drohung und auf dem Wannenrand liegt ein blutiges T-Shirt. Nur mühsam gelingt es Nika, die Umstände zu recherchieren und dann findet sie in ihrer Hosentasche eine merkwürdige Liste, die sie selbst verfasst hat, deren tieferer Sinn sich aber verschließt. Als schließlich Jennys Leiche gefunden wird, steht Nika schon bald als Hauptverdächtige im Zentrum der Ermittlungen. Nur ihr Bekannter Stefano steht noch auf ihrer Seite, doch auch er hat sie ganz bewusst belogen, wie sie schon bald schmerzlich herausfinden muss. Wer steckt wirklich hinter dem Mord und wird es Nika trotz ihres Blackouts gelingen, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen?

Meinung

Ursula Poznanski schreibt für gewöhnlich atemberaubend spannende Geschichten, egal ob es sich dabei um ihre Jugendbücher oder auch Thriller handelt, sie zählt zu meinen Lieblingsautorinnen und mit entsprechend hohen Leseerwartungen habe ich auch dieses Buch begonnen. Allein das Cover strahlt förmlich und zieht die Blicke auf sich, ganz zu schweigen vom schönen Layout – der Loewe Verlag hat sich mit dem Taschenbuch wirklich große Mühe gegeben. Nur leider konnte mich diesmal die Geschichte, die sich als Jugendthriller präsentiert kaum überzeugen.

Am ärgerlichsten fand ich nicht einmal die etwas öde Geschichte, die sich immer wieder um das gleiche Thema dreht, sondern in erster Linie den Handlungsverlauf und die Hauptprotagonistin Nika, die mir über gut 400 Seiten hinweg ganz und gar nicht sympathisch geworden ist. Bis zur Hälfte des Textes dreht sich alles um den Gedächtnisverlust und die ominöse Liste, mit deren Hilfe Nika versucht, ihre Erinnerung zu rekonstruieren. Doch jede Bemühung wird im Keim erstickt und nach weiteren 30 Seiten steht man wieder am gleichen Punkt. Obwohl mir grundsätzlich Thriller mit persönlichem Bezug gefallen und man als Leser zumindest stellenweise mit Nika Mitleid hat, habe ich mich immer wieder gefragt, warum sie so handelt wie beschrieben. Ihre Beweggründe, ihre Ängste aber auch ihre Aktionen ergaben für mich nur bedingt einen tieferen Sinn und in meine Reaktionen auf ähnliche Umstände wären sicher ganz anders ausgefallen. Kurzum, vieles erscheint mir hier sehr konstruiert und damit zu Lasten der Stimmung gehend, die irgendwo zwischen Desinteresse und Kopfschütteln lag.

Trotz all dieser Kritikpunkte muss man diesem Jugendroman zugestehen, dass er sehr gut geschrieben ist und mit einer gelungenen Wortwahl hantiert, die mich dazu veranlasst hat, doch immer weiter zu lesen, einfach weil der Text schön flüssig und gut gegliedert ist. Der Schreibstil von Frau Poznanski spricht mich sehr an, gerade weil er etwas intensiver und weniger umgangssprachlich ist, als man das von manch einem anderen Buch des Genres gewöhnt ist.

Fazit

Ich vergebe 2,5 Lesesterne (aufgerundet 3) für dieses schwächere Buch einer erfahrenen Autorin, welches sich nicht speziell an Jugendliche wendet, aber sicher auch diese Zielgruppe trifft. Für eingefleischte Fans ist es okay, wer die Autorin kennenlernen möchte, sollte ein anderes Buch von ihr wählen. Mir kam Nika in der italienischen Stadt Siena äußerst verloren vor und die Aufklärung des Mordfalls stellt mich nur bedingt zufrieden. Vielleicht hätte mir dieses Buch mit einem Touch Mystik und mehr Atmosphäre gleich viel besser gefallen, so beurteile ich es eher durchschnittlich.