Rezension

Mit Abstrichen gut

Verschwörung
von David Lagercrantz Stieg Larsson

Bewertet mit 4 Sternen

„Verschwörung“ von David Lagercrantz ist Teil der Millenium Serie, die Stieg Larsson einst aus der Taufe gehoben hat. Da ich persönlich die drei Vorgängerromane nicht gelesen habe kann ich logischerweise keine Vergleiche ziehen. Was mich an dem Buch interessiert hat ist vor allem die weibliche Hauptfigur Lisbeth Salander und die Arbeit des Journalisten Mikael Blomkvist. Der Roman wartet aber noch mit einem weiteren kaum weniger herausragenden Menschen auf, wenn er auch rein körperlich noch Kind ist. August Balder ist Autist, dem lange niemand etwas zutraut. Auch sein Vater Professor Balder nicht, der ihn aus reiner Verzweiflung über die eigene Unfähigkeit ein Kind großzuziehen seiner Mutter überlässt.

Hier beginnt der Roman. Balder holt den Jungen bei der Mutter ab, um seiner Verantwortung gerecht zu werden. Er, der Spezialist für künstliche Intelligenz ist ins Fadenkreuz von NSA und wirtschaftlichen Interessen geraten. Und es ist niemand anders, als Lisbeth Salander, die der NSA auf die Füße tritt. Als Professor Balder umgebracht wird ist es Lisbeth, die August, den Savant rettet. Doch ihre Gegner sind unerbittlich und kommen aus einer Richtung, die auch Mikael Blomkvist nicht auf der Rechnung hatte.

Das alles erzählt Lagercrantz zunächst einmal in einer Bierruhe, die trunken macht. So gekonnt führt er Balder, August und Mikael ein, der zu Anfang ein Gesicht bekommt, wie es rebellischer kaum sein könnte. Leider versandet diese Gesellschaftlich kritische Note dann rasch und der Roman nimmt die gleiche Fahrt auf, wie so viele Thriller. Handwerklich sicher hantiert Lagercrantz mit spektakulären Effekten und hangelt sich zielsicher an den Ereignissen ab und das Thema ist ohnehin brisant. Da gibt es nichts zu mäkeln. Oder? Nun ja...

Für meinen Geschmack läuft der Roman eine Spur zu glatt ab. Potenzial wird vor allem in den Redaktionsräumen verschenkt. Die Gesellschaftskritik fällt eher lau aus und der Realitätsbezug wird über weite Strecken ins Meer der Oberflächlichkeit verklappt. Letztlich tut Lagercrantz wohl genau dass, was Mikael Blomkvist den neuen Miteigentümern der Zeitschrift vorwirft. Da gehen die Verkaufszahlen auch über den Inhalt. Schade!

Da wäre noch bedeutend mehr drin gewesen. Bei dieser Ausgangslage und einer Lisbeth Salander, die fraglos Maßstäbe setzt. Sie und August, der Savant sind große Pluspunkte der Geschichte. Zwei von der Gesellschaft und den Eltern in die Enge getriebene Charaktere, die mit ihren Mitteln zu kämpfen lernen. Ein guter Roman, dem es etwas an Seele fehlt.