Rezension

Rollt den Teppich für weitere Teile aus

Dunbridge Academy - Anywhere -

Dunbridge Academy - Anywhere
von Sarah Sprinz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nachdem mich Sarah Sprinz mit der „What If“-Reihe doch zunehmend (Band 1 war noch mit viel Luft nach oben) begeistert hat, war für mich vollkommen klar, ihr auch bei der nächsten Reihe zu folgen. Die „Dunbridge Academy“-Reihe ist zwar wieder etwas weiter von meinem Alter entfernt, aber da mich das bei Jugendbüchern auch nicht beeinträchtigt, habe ich dort überhaupt kein Problem gesehen. Wie gefällt mir nun also der Auftakt?

Der Einstieg in das Buch ist mir wirklich gut gelungen, denn sowohl Emma als auch Henry sind beides Figuren, die direkt Sympathien erzeugen. Auch die Idee, das Geschehen an einem Internat spielen zu lassen, hat wirklich etwas. Auch wenn die Schulform für mich selbst nie etwas gewesen wäre, so habe ich im Jugendbereich doch einiges gelesen, was an Internaten gespielt hat. Angefangen bei Hanni & Nanni und schließlich bis zu Harry Potter, da war schon einiges dabei und ich habe es immer als tolles Setting empfunden, weil es nach den Schulverpflichtungen eben nicht nach Hause geht, sondern auch dann alle zusammenbleiben, was natürlich auch ganz andere Konflikte schürt. Als Emma dann ihre ersten Schritte an der Dunbridge Academy macht, da war es mir zunächst fast unheimlich, wie nett alle waren. Da war ich richtiggehend erleichtert, als die ersten Wolken in Form von Valentine oder Olive aufzogen, denn wo hätte ich sich sonst groß das Konfliktpotenzial heraus ergeben sollen? Aber die Einbindung des Alltags, die ganzen Möglichkeiten herum, da war doch einiges, was Harry Potter und Co schnell gerecht wurde und weswegen das Setting mich auch wirklich in den Bann gezogen hat.

Auch wenn ich für Emma und Henry auch nach Beendigung des ersten Bandes noch Sympathiesternchen verteilen würde, so haben manche Entscheidungen, die ihnen in den Schoß gelegt wurden, für mich nicht so gut gepasst. Bei Sprinz erinnere ich mich noch gut an den ersten Band, wo ich die weibliche Protagonistin oft hätte schütteln mögen. Deswegen war sie mir nicht per se unsympathisch, aber einiges war doch sehr fragwürdig. Und daran musste ich in Bezug auf Emma und Henry nun auch wieder denken, wobei es eigentlich vor allem um ihn geht, denn er steckt in einer Beziehung mit Grace, als er Emma kennenlernt. Da Grace entgegen vieler Vorurteile als wunderbarer Mensch gestaltet wurde, ist mir eigentlich noch mehr ins Auge gefallen, dass Henry viel zu spät einen Schlussstrich gezogen hat. Dennoch ist es insgesamt ein schwieriges Thema, weil es keine konkrete Definition in einer Beziehung gibt, wann der Betrug anfängt, da es ganz individuell ist. Aber da hier deutlich gezeigt wurde, dass Grace anschließend ordentlich leiden musste, fand ich es doch etwas fragwürdig und das war leider so Zwischenkapitel, wo sich für mich das Blatt zu wenden drohte.

Weiterhin war auffällig, dass die Figuren doch recht erwachsen agiert haben, was ich sehr gut verstehen kann, denn Sprinz ist eben auch keine 17 mehr, da passt es eigentlich, dass sich eine gewisse Reife unweigerlich einschleicht. Das hat mir auch gefallen, weil gerade die persönlichen Krisen, die Emma und Henry für sich durchleiden musste, so wirklich sehr gut umgesetzt wurden, ohne dass die Momente durch kindische Entscheidungen torpediert wurden. Dennoch gab es dann manchmal Rückfälle in ein Verhalten, was ich als sehr pubertär empfunden habe. Da war die Balance nicht immer gut. Zuletzt ist es noch so, dass der Roman die inhaltlichen Höhepunkte nicht gleichmäßig verteilt hat. Während es am Anfang sehr gemächlich zugeht, was man mit dem Argument des Einfindens in die Geschichte noch relativieren kann, wird nämlich erst am Ende richtig aufs Pedal gedrückt. Dort geht es richtig Schlag auf Schlag, was aber zwangsweise den Eindruck mit sich bringt, dass einigen Momenten nicht mehr die Zeit eingeräumt wurde, die sie verdient gehabt hätten. Am Anfang also zu brav, am Ende zu viel wollend. Dadurch sind für mich auch kleinere Fragezeichen übrig geblieben, die angesichts der Tatsache, dass es eine Reihe ist, vielleicht noch mehr aufgenommen werden. Aber es ist auch nicht dramatisch.

Insgesamt würde ich aber dennoch zum Fazit kommen, dass ich hier lieber etwas niedriger bewerte, weil ich für die Reihe noch viel Potenzial sehe und das sollte Lob genug sein. Es war ein guter Einstieg, ja, aber auch ein etwas holpriger vom Aufbau und von einigen Handlungsentscheidungen her. Zudem habe ich jetzt schon los auf die weiteren Paare und da das bereits jetzt geschafft wurde, sehe ich die Zukunft an der Stelle rosig.