Rezension

Schöne Geschichte mit einem viel zu plötzlichen Ende

Das Brombeerzimmer - Anne Töpfer

Das Brombeerzimmer
von Anne Töpfer

Bewertet mit 3 Sternen

Schöne Geschichte mit einem viel zu plötzlichen Ende

An dem Buch angezogen hat mich der Titel „Das Brombeerzimmer“. So ähnliche Titel tragen nämlich oft Bücher, die Familiengeschichten mit Geheimnissen erzählen. Eine Familiengeschichte habe ich auch bekommen, allerdings kamen die Geheimnisse zu kurz, sodass mir einiges gefehlt hat oder nicht ausreichend ausgearbeitet wurde. Aber erst mal komme ich zu den positiven Aspekten des Buches.

Die Idee der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Nora unsere Protagonistin findet im Arbeitszimmer ihres verstorbenen Ehemanns einen Brief von seiner Großtante Klara. Julian hat seine Großtante nach einem Marmeladenrezept gefragt, denn diese kocht genauso gerne Marmelade wie Nora. Als sich das in der Familie herumspricht, ist Julians Großvater, also Klaras Bruder gar nicht begeistert und verbietet den Kontakt und weiter in der Vergangenheit herumzustochern. Denn selbst Julian hat von der Existenz Klaras erst vor kurzem erfahren, denn die Familie hat sich vor Jahrzehnten von Klara losgesagt und nie wieder ein Wort über sie verloren. Nora allerdings lässt sich davon nicht beeindrucken und beschließt Klara in der Vorpommerschen Boddenlandschaft zu besuchen. Wird sie dem Familiengeheimnis auf die Spur kommen?

Anne Töpfer hat einen ganz tollen Schreibstil. Die Seiten lassen sich ruck zuck weglesen. Die Charaktere und auch die Landschaft hat die Autorin ganz toll beschrieben, sodass ich sie mir bildlich vorstellen konnte.

Nora als Protagonistin hat mir unheimlich gut gefallen. Vor einem Jahr hat sie ihren Ehemann Julian verloren und trauert immer noch um ihn. Jedes Wochenende kocht sie Marmelade ein, da Julian diese gerne genascht hat. Im Laufe des Buches lernt sie so langsam Abschied von Julian zu nehmen und sich neuen Dingen zu öffnen ohne ihn dabei zu vergessen, denn er wird immer Teil ihres Lebens bleiben. Noras Freundin Katharina war spitze. Wo Nora ruhig und besonnen ist, ist Katharina genau das Gegenteil. Die Kombination der Charaktere der beiden Freundinnen hat mir gut gefallen. Auch Mandy, die Nora im Laufe der Geschichte kennenlernt und die eine wichtige Rolle einnimmt, hat mir gut gefallen. Sie ist charakterlich eine Mischung aus Klara und Katharina. Noras Hund Watson, der sie auf ihrer Reise begleitet war toll.

Klara als Charakter ist mir zu blass geblieben. Sie hat für meinen Geschmack zu wenig von sich preisgegeben, sodass ich sie nicht liebgewinnen konnte. Normalerweise schließe ich alte Damen in Geschichten immer schnell in mein Herz, hier war das leider nicht so. Julian, der verstorbene Ehemann Noras ist mir auch etwas zu blass erschienen. Als die Geschichte beginnt ist Julian bereits verstorben und es gibt keine größeren Rückblende mit ihm, sodass ich nicht diesen großen Herzschmerz mit Nora teilen konnte.

Viel Spannung kam leider nicht auf. Die Autorin hat den Fokus wohl eher auf Entspannung gesetzt. Denn oft hatte ich beim Lesen ein heimeliges Gefühl, da auch viele alltägliche Dinge schön beschrieben wurden. In der Geschichte wird auch viel über das Marmeladekochen erzählt und man findet auch einige Rezepte zum Nachmachen. Das hat mich jetzt nicht sonderlich interessiert, aber auch nicht gestört.

Der größte Kritikpunkt allerdings war die Auflösung des Familiengeheimnisses. Das passierte auf den letzten paar Seiten. Im Laufe der Geschichte wurden keine wirklichen Hinweise geliefert und das Ende kam einfach zu plötzlich. Wer, wie im Klappentext angedeutet, vermutet etwas über Kriegsgeschehen zu lesen, den muss ich enttäuschen. Das kommt nicht zur Sprache.

Ebenso handelt es sich nicht um einen Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt. Die Geschichte spielt in der Gegenwart und es gibt keine Rückblenden. Auch eine Liebesgeschichte wird hier nicht erzählt. Nur leichte Ansätze. Das hat mich jetzt nicht gestört, ich wollte es nur erwähnen.

Alles in Allem hat mir die Geschichte gefallen. Der Schreibstil war toll und auch die meisten Charaktere habe ich sehr gemocht. Der Schluss allerdings kam viel zu plötzlich und ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte nicht richtig zu Ende erzählt wurde.