Rezension

Schöne Seelen

Schöne Seelen
von Philipp Tingler

Bewertet mit 1.5 Sternen

»Ich bin aufgewachsen in einer Sphäre, wo man nicht mal sagt, was man denkt, wenn das Haus in Flammen steht«, erklärt Lauren ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Oskar Canow. Denn Oskar will eine Therapie machen. Allerdings nicht für sich selbst, sondern anstelle seines Freundes Viktor, der wiederum von seiner Ehefrau Mildred dazu genötigt wird. Philipp Tinglers neuester Roman begleitet nicht nur Oskar Canow in das Behandlungszimmer von Doktor Leonid Hockstädder, Psychohilfe der besseren Kreise, sondern seziert die gute Gesellschaft, ein Milieu, in dem die Gesichter mit Hyaluronsäure gefüllt sind, Partygeschwätz das Leben ersetzt und der Psychotherapeut kleine Aufwallungen des Gemüts zu glätten hat wie der Schönheitschirurg die Haut. Die Herzen aber sind leer. Oder doch nicht?

Leider konnte mich „Schöne Seelen“ von Philipp Tingler nicht überzeugen, was schade ist, denn der Klappentext war sehr vielversprechend! 
Das Buch beginnt mit einer aberwitzigen Sterbensszene, die vor Sarkasmus nur so trieft.
Die Sprache ist sehr affektiert, ausladend und einfach ein bisschen zu drüber für meinen Geschmack. Zu Beginn liest es sich noch ganz okay, mit fortschreitender Handlung ging mir die Ausdrucksweise der Charaktere jedoch zunehmend auf die Nerven, ich habe vieles nur noch überflogen, denn die unzähligen Worthülsen und zeilenlangen Umschreibungen lesen sich sehr schwer. Auch das viel genutze Denglish got on my last nerve. Inhaltlich konnte ich auch nicht viel mitnehmen, vieles hat für mich einfach keinen Sinn ergeben.
Die Charaktere – allem voran Hauptcharakter Oscar – sind für mein Empfinden sehr schwammig geblieben, als würde man nur an der Oberfläche kratzen. Dies könnte man vermutlich als repräsentativ für die dargestellte gesellschaftliche Schichte sehen?! Weiterhin sind  die Dialoge zwischen den Charakteren abstrus. Zugegeben, teilweise kann man schmunzeln, nur um auf den nächsten Seiten zwischen umfangreichem Geschwafel hängen zu bleiben…
Insgesamt war das Buch für mich eine herbe Enttäuschung, ich habe viel mehr von diesem Buch erhofft!