Rezension

Am Leser vorbei formuliert !

Schöne Seelen
von Philipp Tingler

Bewertet mit 1 Sternen

Was soll ich zu diesem Roman sagen? Vielleicht, dass ich den Leser gerne sprechen möchte, dem dieses Buch wirklich, wirklich gefallen hat? So einen Totalausfall bei einem Buch, von dem ich mir viel versprochen habe, habe ich selten erlebt.

Abgesehen von der Grundidee hatte „Schöne Seelen“ für mich nichts zu bieten. Die Idee, jemand gibt sich auf Wunsch des Freundes bei einem Ehetherapeuten für diesen Freund aus und trägt dessen Probleme vor, weil derjenige keine Lust und keine Zeit für die Sitzungen hat, verspricht ein lustiges Verwirrspiel. Was man jedoch bekommt ist zynisches Phrasendreschen zwischen den oberen Zehntausend, die sich Probleme machen, weil sie keine haben.

Man könnte einwenden, diese hohlen, jedoch geschliffen wirkenden Phrasen per se wären die Satire. Kann sein, aber sie tragen nicht als Interessengeber durch eine ganze Geschichte. War das erste Kapitel mit einer makabren Sterbeszene gerade wegen des Makabren noch einigermaßen Aufmerksamkeit haltend, haben mir die nachfolgenden Szenen keinen weiteren Aufschluss über die handelnden Personen gegeben; ausserdem gibt es keine Differenzierung, die Reichen sind auch nicht alle dumm, hohl und leer.

So habe ich leider bald das Interesse an allem verloren, obwohl da und dort sich auch mal einige kluge Sätzchen zwischen alle die hochgestochenen sinnentleerten Phrasen schmuggelt. Die wenigen Perlen in der Wüste Gobi reißen es aber leider nicht heraus.

Dennoch möchte ich dem Verlag Kein & Aber ein Kompliment machen, der sich, wie auch diesmal, immer wieder auf literarische Experimente einläßt und aus dessen Haus ich mit Vergnügen schon manche ungewöhnliche Geschichte gelesen habe. Diesmal hats meinen Geschmack nicht treffen können und Tinglers Stil ging an mir, wie an vielen Lesern, vorbei. Leider nicht ganz spurlos.

Fazit: Nie wieder Tingler für mich. Aber immer wieder Kein & Aber.

Kategorie: Moderne Literatur
Verlag: Kein & Aber, 2015

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 23. September 2015 um 08:30

Bei Kein & Aber gibt's doch auch die Bücher von diesem..., diesem... wie heißt er noch, ach ja: Seethaler! Kann ich nur empfehlen, z.B. Die Biene und der Kurt!

wandagreen kommentierte am 24. September 2015 um 20:11

Yes! Ein prima Verlag - eigentlich!