Rezension

Philosophie und bessere Kreise

Schöne Seelen
von Philipp Tingler

Bewertet mit 4 Sternen

Im Mittelpunkt dieses Romans stehen der Schriftsteller Oskar und sein im Finanzwesen tätiger Freund Viktor. Letzterer soll auf Geheiß seiner Ehefrau eine Therapie zur Rettung ihrer Ehe machen. Aus Unlust und um sich der Laienschauspielerei widmen zu können, überredet er Oskar, statt seiner zu dem angesagten Psychotherapeuten Doktor Hockstädder zu gehen. Weil sich Oskar aus dem Vorhaben Inspiration erhofft, willigt er ein und trägt im Behandlungszimmer Viktors Probleme als seine vor, sich immer mehr in die Sache hineinsteigernd. Doch eines Tages verspricht er sich …

Der Autor nimmt satirisch die sog. besseren Kreise der Züricher Gesellschaft aufs Korn mit ihrem oberflächlichen Partygeschwätz über Schönheitsoperationen, Kleidung und Lästereien. Diese Gesellschaftsschicht kann nur belächelt werden. In schönem Gegensatz dazu stehen die philosophischen Ideen, die über die Therapiegespräche zwischen Oskar und Doktor Hockstädder eingeführt werden und Oskar immer tiefer in seine eigene Seele blicken lassen. Wer Interesse an Freud, Nietzsche oder anderen Philosophen hat, wird das Buch deshalb lieben, sei aber vorgewarnt, dass es sich nicht einfach lesen lässt.