Rezension

sehr atmosphärisch

Der Hof - Simon Beckett

Der Hof
von Simon Beckett

Bewertet mit 4 Sternen

Simon Beckett ist mir durch seine David Hunter Bücher bekannt und so glaubte ich mit "Der Hof ", Ähnliches zu finden. Doch ein David Hunter Thriller ist dies definitiv nicht.Wenn Sie dies erwarten, werden sie eventuell enttäuscht werden. Ich war es zu Anfang auch, muss ich zugeben. Doch je weiter ich dieses Buch las, je mehr wurde ich in diese atmosphärische Geschichte hineingezogen, die es auf jeden Fall lohnt gelesen zu werden.

Aufgebaut ist dieses Buch aus zwei Erzählsträngen. Der erste schildert die Flucht des Engländers Sean in eine einsame Gegend Frankreichs, die jäh gestoppt wird, weil er in einem Waldstück in eine Falle tritt. Seine Wunde ist so schwer, dass er auf dem Hof , zu dem dieses Waldstück gehört und auf dem er kurz vorher schon um Wasser gebeten hat, halt machen muss, um sich von der Tochter des Besitzers Arnaud, Matilde, verarzten zu lassen . Er bleibt auch nach seiner Genesung weiter auf dem Hof, obwohl er merkt, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Der zweite Erzählstrang spielt in London und es wird erzählt, welche Gründe Sean zu seiner Flucht zwangen.

Das Simon Beckett atmosphärische, aktionreiche Thriller schreiben kann, hat er mir schon durch seine David Hunter Bücher bewiesen. Doch im Gegensatz zu diesem Buch, waren diese Bücher auch sehr spannend, was man bei diesem Buch nicht unbedingt behaupten kann. Wer hier eine knisternde, aktionreiche und interessante Aufklärung eines Mordfalles sucht, liegt mit diesem Buch falsch. Die Geschichte ist sehr ruhig und stimmungsvoll geschrieben.
Hier wird die zum Teil subtile Spannung durch die Atmosphäre auf dem Hof erzeugt. Man merkt als Leser sehr schnell, dass mit dieser Familie nicht alles stimmen kann , dass es ein Geheimnis gibt, das die Menschen so handeln lässt, wie sie es tun. Diese atmosphärischen Beschreibungen des Lebens auf dem Hof, das Verhalten von Arnaud, aber auch das seiner Töchter Matilde und Gretchen, haben mir sehr gut gefallen, weil sie beweisen, dass der Leser auch ohne großes Blutvergießen bei der Stange gehalten werden kann. Auch die flirrende Hitze passt gut zu der aufgeladenen Stimmung, die man in jeder Zeile spürt und man wartet eigentlich nur darauf, dass sie explodiert.

Doch mit den Hunter Krimis kann dieses Buch leider nicht mithalten. Ich würde dieses Buch auch nicht unbedingt als Thriller, sondern eher als atmosphärischen Roman beschreiben, der allerdings schon durch seine Schilderungen ein Kopfkino bei mir in Gang gesetzt hat.

Wer auf Krimis steht, die durch gut beschriebene Stimmungen hervorstechen, wird dieses Buch lieben, wer Spannung a la David Hunter sucht, wird glaube ich enttäuscht werden, doch es lohnt sich schon, auch diese Seite Simon Becketts kennen zu lernen.