Rezension

So gar nicht meins

Spinnenkuss - Jennifer Estep

Spinnenkuss
von Jennifer Estep

Bewertet mit 2 Sternen

Mir ist es bei diesem Buch sehr schwer gefallen hinein zu finden, dabei handelt es sich eigentlich um einen Auftaktband, der es einem einfach machen sollte, in die Geschichte einzutauchen. Hier war dies jedoch anders, da ich gerade am Anfang das Gefühl hatte, dass die Protagonostin mir die Welt erklärt. Das Buch ist in Ich-Perspektive geschrieben und so macht sie dies tatsächlich. Gin schildert dies, beschreibt das, erklärt, erklärt, erklärt. Langweilig. Dabei ist Gins Leben als Auftragsmörderin und halbtags-Köchin alles andere als langweilig. Grade hat sie einen Auftrag von ihrem Mentor, der ihr wie ein Vater ist, bekommen, als dieser gehörig schief geht, denn jemand hat einen Mörder engagiert Gin zu töten. Spätestens als Gin die Leiche ihres grausam gefolterten Mentors findet, muss sie feststellen, dass viel mehr hinter diesem Auftrag steckt und sinnt nach Rache. Allerdings ist sie – verständlicherweise – erst einmal geblendet vom Tod ihres Mentors, doch anstelle gänzlich in der Rache aufzugehen, wie man es von einem Assassinen vermutet, schwelgt sie stundenrund in ihrer Trauer und in Selbstmitleid. Ein großer Nachteil der Ich-Perspektive. In diesem Zusammenhang ist es auch blöd, dass sie ihre Geheinmisse erst nach und nach enthüllt, denn eigentlich kennt sie sie ja schon alle und denkt sehr künstlich einfach nur nich daran. Diese Konstruktionsweise hat mir überhaupt gar nicht gefallen und das Buch aus Gins Perspektive zu lesen, war wie einen zu alten Kaugummi zu kauen.
Das Fass den Boden ausgeschlagen hat dann aber die Welt, in der diese Reihe spielt. Es gibt Elementar-Magier: Feuer, Luft, Erde und Eis. Zudem die Ableger Metall, Strom und Wasser. Dass Wasser nur ein sekundäres Element ist, finde ich völlig Banane, da Eis ja auch nichts anderes ist als Wasser, dann hätte man Eis lieber Kälte nennen sollen – kommt aber auch doof. Aber nicht nur die Magie empfand ich als unausgegoren, sondern die Wesenheiten die sich dort tummeln sind alle blass und gehen im Einheitsbrei unter. Es gibt Zwerge, Riesen, Vampire und bestimmt noch mehr und alle benehmen sich absolut wie ganz normale Menschen. Wenn sie doch eh alle gleich sind, wieso braucht es dann die verschiedenen Rassen noch? Ein Vampir, der zwischendurch mal ein Glas Blut trinkt, sonst sein Lebenselixier durch relativ normalen Sex – also definitiv ohne Todesfolge – erhalten kann und eigentlich nur durch lange Eckzähne auffält, ist kein Vampir. Keine Blässe, kleine Nachtaktivität, keine besondere Stärke. Sie leben lediglich etwas länger.
Der Schreibstil ist zwar im Grunde ganz in Ordnung und das Buch lässt sich einfach lesen, aber manche Formulierungen haben mir gar nicht gefallen. Wenn Gin z.B. ihren heiß geliebten Detectiv optisch beschreibt folgt ein “Mmmmh” am Ende. Als ob sie das wirklich denken würde und sich dabei mit der Zunge über die Lippen leckt. Widerlich. So etwas mag ich gar nicht.
Drei Viertel des Buches waren ein Graus für mich und ich habe es eigentlich auch nur zu Ende gelesen, weil ich mich dazu verpflichtet gefühlt habe. Gegen Ende kam dann tatsächlich Spannung auf und Gin musste zwangsläufig mit ihrem Selbstmitleid aufhören und dann ließ es sich auch gut lesen. Das hat das Buch vor einer völlig desolaten Wertung meinerseits gerettet.

Fazit: Eines weiß ich nun eindeutig: Für mich ist weder diese Reihe noch dieses Sub-Genre der Fantasy etwas, dabei mag ich es gar nicht benennen. Es ist etwas zwischen Urban-Fantasy und Romantasy. So gar nicht meins. Es mag sicher Leser geben, die voll darauf abfahren. Ich habe jedenfalls keinen Gefallen daran gefunden. Mich hat die Gefühlswelt Gins völlig kalt gelassen und ihr sonstiges geistiges Gelaber über ihre Welt, ging mir mehr auf die Nerven, als dass ich Spaß am Lesen gefunden hätte. Bei diesem Buch wurde die Ich-Perspektive, die sonst sehr mitreißend sein kann, völlig falsch genutzt und ist eines der negativen Beisipiele, die anderen Lesern die Ich-Perspektive völlig vermiesen können. Ich werde von dieser Reihe sicher kein weiteres Buch mehr lesen.