Rezension

spannend und doch schlecht

Am Abgrund seiner Seele - Dania Dicken

Am Abgrund seiner Seele
von Dania Dicken

Bewertet mit 2 Sternen

Seit Wochen werden Studentinnen auf dem Campus der Uni in Norwich überfallen und vergewaltigt. Nachdem die Psychologiestudentin Andrea Jahnke den Täter eines Abends bei einer Vergewaltigung stört, eskalieren seine Gewalttaten immer mehr und sie gerät schließlich selbst in die Schusslinie.

Das Buchcover stellt mit der verschwommenen schwarzweißen Abbildung eines Sees einen Bezug zum Inhalt des Buches dar und die blutrote leicht verzerrte Schrift unterstreicht im Zusammenhang mit dem Bild, dass die Seelenabgründe, um die es in dem Buch geht, eher finsterer Natur sind.

Und so schaut man recht bald dank allwissender Erzählperspektive dem Vergewaltiger über die Schulter, erhält Einblick in seine Gefühls- und Gedankenwelt und in die des jeweiligen Opfers. Diese Passagen heben sich durch kursive Darstellung vom Rest des Textes ab. Die Schilderungen wirken realistisch und sind teilweise so grausam dargestellt, dass ich nicht mehr weiterlesen mochte. Ich war froh, dass auf die Beschreibung einzelner Details verzichtet worden war, was dann jedoch so explizit auffiel, dass ich mich beim lesen darüber wunderte. Auffällig war auch, dass diese kursiven Abschnitte gemeinsam mit den psychologischen Ausführungen innerhalb des Buches eine bessere sprachliche und inhaltliche Qualität hatten, als der Rest dieses Thrillers.

Und dieser Rest des Thrillers hat mir leider nicht gefallen. Obwohl sprachlich flüssig geschrieben, hatte ich den Eindruck, dass mühsam eine Geschichte um das Profiling und die psychologischen Details, die vermittelt werden sollten, drumherum konstruiert wurden. Bedauerlicherweise hatte sich die Autorin für eine Liebesgeschichte mit unreifen Protagonisten und den daraus resultierenden leichten Beziehungsrangeleien entschieden, die zudem noch nicht nachvollziehbare Sonderrechte bei der eher dümmlichen Polizei genießen. Waren anfangs die Ängste dieses Pärchens vor dem Vergewaltiger begreiflich und miterlebbar, so begannen sie irgendwann zu langweilen. Es schien sich alles immer und immer wieder zu wiederholen und unnötig in die Länge zu ziehen. Diesen Eindruck hatte ich selbst, als dieser Fall schließlich aufgelöst wurde. Für mich war an diesem Punkt eigentlich das Buch zu ende, aber es wollte einfach nicht aufhören und hängte dann noch ein anderes – in meinen Augen absolut überflüssiges – Ende hintendran.

Gehofft hatte ich auf einen spannenden Thriller, bei dem das Profiling einen großen Teil einnimmt. Auf eine schlechte Liebesgeschichte, die den gefühlt größeren Teil dieses Buches für sich beansprucht hat, war ich nicht vorbereitet und hätte sie auch nicht gewollt.