Rezension

Spannender, toller Auftakt zu einer Trilogie über Drachen mit einer starken, sympathischen Protagonistin

Serafina 01 - Das Königreich der Drachen - Rachel Hartman

Serafina 01 - Das Königreich der Drachen
von Rachel Hartman

Bewertet mit 4.5 Sternen

ZUM INHALT
Im Fantasy-Roman „Serafina – Das Königreich der Drachen“ geht es um die 16jährige Serafina „Fina“ Dombegh, die am Hofe des Königreichs Goredd als Assistentin des Hofkomponisten arbeitet. Mit ihrem überwältigenden Talent verzaubert sie alle durch ihre Musik, doch das schüchterne Mädchen hält sich am liebsten im Hintergrund. Denn Fina hat ein gefährliches Geheimnis – ihre Mutter war ein Drache. Zwar leben Menschen und Drachen seit längerer Zeit bereits in Frieden miteinander, doch sind Drachen, emotional unterkühlte Wesen, bei den ignoraten und ängstlichen Menschen immer noch verhasst. In Menschengestalt, als sogenannte Saarantrai, können sie sich problemlos unter den Menschen bewegen, sind aber – bis auf wenige Ausnahmen wie Gelehrte – durch ein Glöckchen gekennzeichnet. Halbdrachen wie Fina existieren im Verständnis der Menschen und Drachen nicht, da eine solche Verbindung als undenkbar gilt. Fina fürchtet deshalb um ihr Leben, sollte ihr Geheimnis jemals enthüllt werden. Zwar kann sie sich nicht in einen Drachen verwandeln, doch trägt sie Schuppen an einigen Körperstellen und besitzt die Fähigkeit, durch ihre Gedanken mit fremdartigen Wesen zu kommunizieren, die nur in ihrer Fantasie in ihrem sogenannten „Garten der Grotesken“ zu existieren scheinen.

Die Geschichte beginnt mit der Bestattung des Kronprinzen von Goredd. Er ist unter mysteriösen Umständen ermordet worden, und alles deutet darauf hin, dass er das Opfer von Drachen wurde. Der jahrzehntelange Frieden ist in Gefahr, und das so kurz vor den Feierlichkeiten zum Friedensfest, zu dem eine Gesandtschaft der Drachen mit deren Anführer erwartet wird und anlässlich dessen Fina das musikalische Rahmenprogramm organisiert. Schnell gerät Fina in ein Netz von Intrigen, und es wird immer dringlicher, den Mörder des Prinzen zu finden und den Friedensvertrag zu retten. Zur Seite stehen ihr dabei nicht nur ihr geliebter Onkel Orma, sondern auch Prinz Lucian Kiggs, für den Fina bald mehr empfindet, als sie sollte, ist er doch mit Prinzessin Glisselda verlobt... Bald wird klar, dass es einen Verräter in den eigenen Reihen gibt, einen Drachen in Menschengestalt, der alles tut, um den Frieden zwischen den beiden Welten zu zerstören. Doch wer ist es, der scheinbar unbemerkt mitten im Palast umherwandelt und sein Intrigennetz immer fester zuschnürt? Und ist Fina wirklich der einzige Halbdrache, oder gibt es noch andere mit dem gleichen Schicksal?

MEINE MEINUNG
Ich lese eigentlich selten Fantasyromane. Und ein Buch mit Drachen habe ich bislang noch gar nicht gelesen. Gereizt hat mich an „Serafina“, dass die Drachen hier (meist) nicht in ihrer bekannten Form als große, feuerspuckende Wesen auftreten, sondern als ganz normale Menschen, die sich von den anderen Menschen – auf den 1. Blick – nicht unterscheiden. Das fand ich ein sehr interessantes Konzept.

Der Anfang zieht sich etwas und die Geschichte bringt erstmal wenig Spannung mit sich. Vieles muss noch erklärt werden und erst langsam gewinnt das Buch an Schwung. Dann aber überschlagen sich im letzten Drittel des Buches die Ereignisse, bis es zum (vorläufigen) Showdown kommt.

Die Hauptperson macht eine starke Entwicklung im Verlauf der Geschichte durch. Anfangs schüchtern und distanziert, setzt sie immer mehr ihren Willen durch, handelt impulsiv und begibt sich freiwillig in Gefahr. Sie fängt sogar an, offensiv mit Kiggs zu flirten. Das alles traut man ihr anfangs gar nicht recht zu.
Auch die anderen Figuren entwickeln sich weiter, v. a. Prinzessin Glisselda, von der man anfangs noch denkt, sie sei eine verwöhnte Göre, die nur ihren Spaß haben will. Die Charaktere sind gut durchdacht, detailliert ausgearbeitet, und der Leser kann an ihrer persönlichen Weiterentwicklung teilhaben.

Probleme hatte ich mit Finas Gedankengarten. Mir fiel es furchtbar schwer, mir das Ganze vorzustellen, und das blieb mir einfach viel zu abstrakt. Anfangs dachte ich mir noch, es ist ja egal, denn der Garten hat vermutlich keine Bedeutung und ist nur ein Mittel für Fina, ihre Gedanken zu ordnen. Doch die Grotesken, die im Garten leben, spielen im weiteren Verlauf immer mehr eine Rolle.
Auch hatte ich manchmal Probleme, diesen ganzen politischen Verwicklungen, Intrigen, Verwirrungen folgen zu können. Wieso, weshalb, warum, wer mit wem? Mag sein, dass ich an manchen Stellen einfach nicht gut genug aufgepasst habe, aber manchmal ging mir alles zu schnell bei diesen Ränkespielen.

Sehr hilfreich ist das ausführliche Personenverzeichnis und Glossar. Ich nutze solche Anhänge immer gerne, wenn ich mir nicht alle Personen, deren Herkunft/Beruf/Funktion merken kann. Das Glossar ist bei all den unbekannten und absonderlich klingenden Orten und Dingen unablässlich. Zwar wird vieles im Rahmen der Handlung erklärt, aber eben nicht alles.

Das Buch liest sich angenehm und schnell, die Sprache ist nicht zu anspruchsvoll, aber auch nicht zu plump und trifft einfach den richtigen Ton. Die dem Leser fremde Welt und ihre Personen werden gut beschrieben.

Dieses Buch ist übrigens nur der Beginn einer Reihe. Die Handlung ist an und für sich abgeschlossen, aber dennoch nur der Anfang, und es verspricht in den folgenden Bänden richtig spannend zu werden. Ich werde auf jeden Fall weiterlesen, da ich Fina, Kiggs, Orma & Co. schon richtig ins Herz geschlossen habe und natürlich wissen möchte, wie es weitergeht!