Rezension

Viel ungenutztes Potenzial

Die Erleuchtete - Das Dunkel der Seele - Aimee Agresti

Die Erleuchtete - Das Dunkel der Seele
von Aimee Agresti

Die Erleuchtete ist eine Geschichte in der die Konstellation - ohne vorher zu viel vorweg zu nehmen - von Engel gegen Teufel aufgenommen wird. Dabei gibt es aber keine klare Linien zwischen den zwei Seiten und Hell und Dunkel, Gut und Böse lässt sich nicht ohne weiteres zuordnen. Obwohl man ja denken könnte, dass dieses ganze Teufel- und Engelchenspiel schon recht ausgelutscht und vorhersehbar ist, konnte mich das Buch in dieser Hinsicht echt überraschen. Ich wusste beim Lesen eine ganze Zeit nicht, wo die Geschichte hinsteuern würde und war dementsprechend neugierig, was als nächstes passieren würde. Trotzdem gab es einige Längen, in denen nur wenig passierte. Dadurch hat die Geschichte an Spannung verloren, die zuvor so sorgfältig durch die einzigartige Atmosphäre aufgebaut wurde. Die Handlung spielt nämlich in dem restaurierten Lexington Hotel und schon von Anfang an ist klar, dass es sich um kein gewöhnliches Hotel handelt, denn neben all dem Luxus ist es vor allem dem berüchtigten Gangsterboss Capone nachempfunden und solch eine schaurige und mysteriöse Atmosphäre soll es auch ausstrahlen. Anfangs hat es echt lange gedauert, in das Geschehen hineinzukommen, doch als die ersten Hürden geschafft waren, konnte mich das Buch mitreisen und hat mich auch bis zum Schluss nicht mehr losgelassen.

Protagonistin der Geschichte ist Haven. Haven ist klug, hübsch und insgesamt ziemlich durchschnittlich. Sie ist zwar sympathisch, hat jedoch keine besonderen Ecken und Kanten, die sie auffällig oder außergewöhnlich machen. Abgesehen von ihrer mysteriösen Vergangenheit ist sie recht gewöhnlich und auch ihr Humor war nicht unbedingt nach meinem Geschmack. Das ist zwar nicht zwangsläufig notwendig, es wäre aber doch schöner gewesen. Auch Lance, ein Mitpraktikant und Freund von Haven, ist sympathisch, aber dennoch genau wie Haven sehr gewöhnlich. Dante dagegen hat mir sehr gut gefallen, denn seine gute Laune ist ansteckend und es war eine deutliche Entwicklung zu spüren, auch wenn er meiner Meinung nach deutlich zu wenig vorkam und ich mir gewünscht hätte, er würde präsenter sein. Ebenfalls gefallen hat mir Aurelia, die anfangs noch mysteriös und unberechenbar erscheint, über die man aber nach und nach immer mehr in Erfahrung bringen konnte.
Natürlich gibt es auch hier wieder eine Liebesgeschichte, die mich jedoch überraschen konnte, da sie nicht so verlaufen ist, wie ich zuerst angenommen hatte. Generell hatte das Buch einige Wendungen zu bieten, mit denen ich nicht gerechnet habe und die der Geschichte neue Spannung verliehen hat.

Der Schreibstil von Aimee Agrestie ist sehr detailliert, wodurch es zu den schon oben genannten langatmigen Stellen kommt. Die Autorin beschreibt die Umgebung bis ins kleinste Detail, doch das ist meistens schon zu viel des Guten. Einerseits hat man dann ein klares Bild von der Umgebung vor Augen, andererseits wird man mit viel zu vielen Einzelheiten überladen und die eigentliche Geschichte wird in den Hintergrund gerückt. Trotzdem sind Sätze und Formulierungen einfach und schlicht gehalten und dadurch lässt sich das Buch problemlos und schnell lesen.

Fazit:
Insgesamt kann ich sagen, dass in dem Buch noch viel ungenutztes Potential schlummert. Die Charaktere konnten mich nur teilweise überzeugen und einige Längen hätten vermieden werden können, trotzdem unterscheidet sich die Geschichte von anderen aus dem Genre und konnte mich besonders am Ende packen und mit unvorhersehbaren Wendungen überraschen, so dass ich nun doch wissen muss, wie es im Kampf gegen das Böse weitergeht. Ich hoffe, dass das ungenutzte Potential im nächsten Band genutzt wird, um die Idee weiter auszubauen.

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