Rezension

Wirklich schade um das verschenkte Potenzial

Indigo - Das Erwachen - Jordan Dane

Indigo - Das Erwachen
von Jordan Dane

Bewertet mit 2 Sternen

Indigo - Das Erwachen ist der Auftakt einer neuen Reihe, die eine wirklich interessante Grundidee als Fundament zur Verfügung hat. Selbst der Klappentext verrät eigentlich gar nichts, noch nicht einmal, mit welchen Wesen es der Leser diesmal zu tun hat. Dafür ist er umso verwirrender, wirft uns Teilstücke von Informationen zu, mit denen wir noch nichts anfangen können. Das einzige, was der Klappentext dadurch in mir hervor gerufen hat war pure Neugierde. Ich wollte wissen, wie es zu dieser Situation kam, in welchen Schwierigkeiten Raynes Bruder steckt und seit wann es blau strahlende Typen gibt.

Der Inhalt des Buches war jedoch leider nicht das, was ich mir erhofft hatte. So verwirrend und konfus der Klappentext ist, so verwirrend ist auch der Beginn dieser Geschichte. Man lernt zuallererst ganz kurz Luke kennen, dann springt man plötzlich in die Erzählperspektive von Rayne nur um sofort wieder eine ganz andere Erzählperspektive einzunehmen. Dieser ständige Wechsel der Erzählperspektive war vielleicht auf der einen Seite ganz schön, weil man dadurch viele verschiedene Eindrücke und Gedanken sammeln konnte, jedoch waren es so viele verschieden Personen, aus deren Sicht ich die Story gelesen habe, dass ich oftmals den Überblick verlor.

>>Ihm blieb keine Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Eine Energiewelle durchdrang ihn wie ein übersinnlicher Stoß.<< (S.21)

Dazu kam auch noch, dass mir Rayne, die Protagonistin, nicht wirklich sympathisch war. Natürlich hat sie eine harte Vergangenheit hinter sich, aber wer hat das nicht? Sich dadurch so rebellisch und unangebracht zu verhalten erschien mir ein bisschen zu übertrieben. In Gegenwart von Gabe fand ich sie dafür umso natürlicher und interessanter. Ich hatte das Gefühl, dass sie bei ihm der Mensch sein kann, der sie wirklich ist und nicht immer diese harte Maske aufsetzten muss, der keiner etwas anhaben kann. Auch ihr Bruder Luke war mir zu nichtssagend. Ich hatte bei beiden die Schwierigkeit ihre Handlungen, Gefühle und Gedanken nachvollziehen zu können.

>>Wir? Rayne hätte sich am liebsten übergeben. Der Wichser redete in einem gruseligen Singsang mit ihr, wie ein Psychokiller.<< (S.49)

Auch der Schreibstil war nicht wirklich das Gelbe vom Ei.Oftmals wusste ich gar nicht, was die Autorin mit all den Kraftausdrücken bezwecken möchte. Raynes Härte?! Dafür wäre es aber ein bisschen zu viel des Guten gewesen.
Auch die Umsetzung der wirklich interessanten Grundidee, die sich da zwischen den Zeilen erahnen lässt, hat so ihre Macken. Informationen, die man als Leser wirklich gebraucht hätte, um die ein oder andere Handlung zu verstehen, gab es leider nicht. Man musste sich als Leser ein paar Kleinigkeiten eben selbst zusammenreimen.

>>Sie hätte nicht gedacht, dass die Situation noch abgefahrener werden könnte. Doch dann wurde der Junge von dem Hund gestreift - und fing Feuer.
Blaues Feuer.<< (S.54)

Gabe, den Rayne auf der Suche nach ihrem Bruder kennen lernt, war ein echter Retter, und nicht nur für Rayne, sondern auch für den Leser. Ich mochte ihn auf Anhieb, vielleicht wegen seiner seiner interessanten Art, vielleicht aber auch dafür, dass er den Leser die Protagonistin ganz neu kennen lernen lässt. Gabes zurückhaltende, überdachte, aber auch äußerst intelligente Art hat bei mir direkt Anklang gefunden und das Potenzial der Geschichte wieder um einiges angehoben. Doch leider ging selbst für mich die Entwicklung der Beziehung von Gabe und Rayne zu schnell. Besonders diese überaus schnulzigen Sätze haben mir oftmals die Lust am Lesen genommen. Da kennen sich die beiden noch nicht einmal zwei Minuten und können schon nicht mehr ohne einander leben.

>>Er wollte all das einfach nur hinter sich lassen, wollte, dass es aufhörte.<< (S.38)

Insgesamt habe ich von dieser Geschichte wirklich mehr erwartet. Die Protagonistin und der Schreibstil haben mir leider am meisten die Lust am Lesen genommen. Jedoch haben die vorhandene Spannung und Gabe es geschafft, dass ich trotz der Stimmungskiller weitergelesen habe. Schade um das ganze verschenkte Potenzial ist es wirklich und ich kann mir gut vorstellen, dass mich die Geschichte wirklich gefesselt hätte, wenn sie nicht diese Schwächen gehabt hätte.