Rezension

Wirkte manchmal gestellt

Praterglück - Berndt Anwander, Thomas Askan Vierich

Praterglück
von Berndt Anwander Thomas A. Vierich

Bewertet mit 3 Sternen

Zwei Halbbrüder, einer aus Berlin und einer aus Wien betreiben gemeinsam den Würstlstand ihrer Tante Hertha in Wien, das sogenannte "Praterglück", eine Koryphäe unter den Würstlständen der österreichischen Hautstadt. Beide, Paul 45 und Balthasar um die 50, träumen eigentlich von etwas anderem im Leben, müssen sich jedoch wegen Geldnot wohl oder übel als Angestellte ihrer Tante Hertha durchkämpfen, die 50 % vom Gewinn einfordert und die beiden nach Strich und Faden herumkommandiert. Zwar können sich die Brüder absolut nicht ausstehen und kommunizieren auch nur im Schriftverkehr, zum Beispiel über Post-Its oder auf der Rückseite von Lieferscheinen, jedoch sind sich die beiden einig, dass Tante Hertha weg muss, damit sie den Laden gemeinsam weiterführen können. Während die beiden noch mit ihren Mordplänen beschäftigt sind, passiert jedoch ein tatsächlicher Mord, direkt vor dem Würstlstand der beiden - was zu Verwicklungen der Brüder mit der Polizei und sämtlichen osteuropäischen Mafias führt.

"Praterglück" ist eine unterhaltsame und kurzlebige Lektüre. Besonders gelungen fand ich, dass die Brüder nur über den Schriftverkehr miteinander kommuniziert haben und das Buch somit nicht aus einem Fließtext, sondern vielmehr aus ganz vielen Emails. Sms, Post-Its, Verhörprotokollen usw. bestand, da es die Geschichte aufgelockert hat und ihr etwas mehr Leben verliehen hat. Die Brüder selbst kann man durchaus als gescheiterte Existenzen bezeichnen, die ihr Leben nicht in den Griff bekommen und in allerhand Geschäfte und Machenschaften hineinrutschen. Zwar sympathisiert man nicht unbedingt mit den beiden, dennoch sind sie durchaus unterhaltsam. Besonders am Anfang hatte man das Gefühl, dass die Brüder bewusst ihre Lebensgeschichte und ihre Beziehung zueinander beschrieben, was der Leser zwar für einen Einstieg in die Geschichte wirklich braucht, was jedoch auch sehr gestellt wirkte. Generell hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte erst im Laufe des Buches flüssiger geworden ist.