Rezension

Echt lustig, wenn Wiener Schmäh und Berliner Schnauze aufeinandertreffen!

Praterglück - Berndt Anwander, Thomas Askan Vierich

Praterglück
von Berndt Anwander Thomas A. Vierich

Eine kriminalistische Imbiss-Groteske in Briefen, Post-its, E-Mails und SMS: Das Praterglück - eine Institution im Wiener Würsteluniversum. Am Grill: zwei Brüder, so unterschiedlich wie Currywurst und Käsekrainer. Die beiden, der eine Berliner, der andere Wiener, können sich nicht ausstehen. Also beschließen sie, nur noch schriftlich miteinander zu kommunizieren - mit Schmäh und Schnauze. Den gegenseitigen Arbeitsanweisungen folgen üble Beschimpfungen, skurrile Betrachtungen über das Leben, deutsch-österreichische Missverständnisse - und schließlich eine Verabredung zum Mord. (Klappentext)

"*O du mein Widerpart, Stachel in meinem Fleisch, intelektuelles Fliegengewicht, warnendes Beispiel, virtueller Gesellschafter an kundenarmen Praterabenden...*" Zitat Seite 68

Bei diesem Büchlein habe ich viel gelacht und es an einem langen Abend ausgelesen.
Diese Brüder haben nicht nur Berliner Schnauze und Wiener Schmäh im Blut, sondern auch den Schalk im Nacken und eine kriminelle Energie. Beide verbindet eine gemeinsame Mutter und die ihnen noch verbliebene Tante Herta samt finanzieller Zukunft in Form einer Grillbude in der Nähe des Wiener Praters. Diese Tante lässt sie für sich arbeiten und behält den Großteil des Gewinns für sich. Dadurch ist sie den Brüdern ein Dorn im Auge.
 
Berliner Paul sieht sich als sanierender Ideengeber für den nicht immer gut gehenden Grill-Imbiss. Curry-Wurst kommt jetzt auch in Wien auf den Grill, außerdem schlägt er die Verwendung von Bioware und Holzkohlegrill vor. Balthasar ist der geborene Wirt, immer für ein Pläuschchen oder eine Schlägerei zu haben.
Doch dann kommt es direkt vor der Würstchenbude zu einem Mordfall an einem Mitglied einer osteuropäischen Bande und das familiäre Praterglück steht Kopf.

Die Geschichte ist echt flott geschrieben, es gibt allerdings viele Kraftausdrücke, doch unter den Brüdern ist das der herrschende Umgangston. Selten sprechen sie direkt miteinander, es geht fast alles schriftlich vonstatten. Dabei sind sie sich am Anfang spinnefeind und erst die gemeinsame "Hassliebe" zu ihrer Tante schweisst sie zusammen.

Ihre skurrilen Sprüche und die persönlichen Vorbehalte im deutsch-österreichischen Klüngel miteinander unterhalten auf amüsante Art und Weise. Auch die gemeinsamen Überlegungen zum Mord an ihrer Tante sind zwar boshaft, aber doch gut zu lesen.
Viele Begriffe entstammen dem Jargon ihrer jeweiligen Herkunft und geben der Geschichte einen authentischen Regionalcharakter. Im Anhang des Buches gibt es ein alphabetisches Register über die teilweise unflätigen Begriffe aus Berlin und Wien. 4 von 5 Sternen!