Rezension

Zutiefst deprimierend, die davon laufende Frau

Die Frau, die allen davonrannte
von Carrie Snyder

Bewertet mit 3 Sternen

Fiktive Romanbiografie

Aganetha Smart wird von einem jungen Paar aus dem Altersheim geholt, in deren Gegenwart sie ihr langes Leben Revue passieren lässt. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen auf einer abgelegenen kanadischen Farm holte sie während der Olympischen Spiele 1928 in Amsterdam Gold als Läuferin. Erzählt wird in zwei Handlungssträngen ohne besondere Kennzeichnung, was es schwer machte, auf Anhieb zu erkennen, wo man gerade war. Aber noch größere Probleme bereitete mir die durchgehende düstere Stimmung, immer nur Abtreibung, Armut, Betrug, Krankheit, (Selbst-)Mord/Versuch, Unfall, Tod, Verrat, Verlust. Laut Nachwort hat sich die Autorin vom Schicksal 6 authentischer kanadischer Läuferinnen inspirieren lassen, auch ist bekannt, dass das Leben in bescheidenen ländlichen Verhältnissen früher gerade für Frauen besonders schwer und die Kindersterblichkeit hoch war, aber irgendwann muss die Protagonistin doch auch einmal unbeschwerte Zeiten erlebt haben. In diesem Roman ist davon bedauerlicherweise nichts zu spüren.

Positiv zu erwähnen wären zunächst ein Stammbaum vorn im Buch, denn gerade am Anfang war er bei der Konfrontation mit den doch nicht unkomplizierten Familienverhältnissen Aggies wirklich sehr hilfreich. Am Ende des Buches sind ein interessantes Nachwort und eine Danksagung der Autorin zu finden. Eingeflochten in die Lebensgeschichte waren immer wieder Informationen über die Anfänge des Frauensports in der Öffentlichkeit. Zum Schluss gab es eine überraschende Wende, die etwas versöhnlich stimmte. Cover und Titel passen.