Rezension

Überraschend mitreißend

Die Sache mit Rachel -

Die Sache mit Rachel
von Caroline O’Donoghue

Bewertet mit 4 Sternen

Cover und Titel wirkten auf mich zuerst irgendwie nichtssagend, aber zumindest der Titel wird innerhalb der Handlung grandios aufgegriffen und passt dann letztendlich doch wie die Faust aufs Auge. Ich mochte die spielerische Erzählweise, das Ausreizen von Grenzen und das Maß an Manipulation, dass sich nah an der Grenze dessen bewegt, was gesellschaftlich vertretbar ist. Hat mir überraschend gut gefallen.

Zum Inhalt: Rachel ist jung und unscheinbar, als sie bei ihrem Job im Buchladen James kennenlernt, der so schillernd und einnehmend ist. Und er will ausgerechnet mit ihr befreundet sein. Schnell beginnen die beiden alles zu teilen- von Geheimnissen, über eine Wohnung bis zum Crush auf Rachels Literaturprofessor. Was sie nicht wissen ist, dass dies ihr gemeinsames Leben und das von Dr. Fred Bryne gehörig auf den Kopf stellen wird.

Die Geschichte ist schon eher kontrovers angelegt, spielt mit einem gewissen Machtgefüge und veranschaulicht, zu was in die Enge getriebene Menschen fähig sind. Mir hat es total gut gefallen, wie hier die Grauzonen der Moral ausgelotet werden und sich Beziehungsgefüge bilden, die zum Scheitern verdammt sind. 

Gleichzeitig beleuchtet das Buch auf eindrucksvolle Weise die Lebensumstände junger Erwachsener im Cork der frühen 2000er- mit schäbigen Wohnungen, mangelnden Jobs und Perspektiven. Ich fand das Lebensgefühl von Rachel und James gut rübergebracht, diesen Zustand des Wartens auf den Übergang, das Ausharren und Verzweifeln. Es ist eine interessante Mischung aus Coming of Age und Sozialporträt, irgendwie ein Liebesroman und gleichzeitig eine Ode an die Art von Freundschaften, bei denen Fremde zu Familie werden. 

Rachel und James probieren sich aus, lernen was es heißt erwachsen zu sein und machen viel zusammen durch. Und mir hat es großen Spaß bereitet ihnen dabei zuzusehen, wie sie mit den Herannahenden Katastrophen ihres Lebens umgehen. Gleichzeitig schläft das Buch auch immer wieder einen ernsteren Ton an, greift sozialpolitischen Themen auf und spannt damit einen interessanten, einfühlsamen Bogen. Hat mir gut gefallen.