Rezension

Der Hamburger Dom vor dem ersten Weltkrieg

Im Nordwind -

Im Nordwind
von Miriam Georg

Bewertet mit 5 Sternen

Ein wunderbares Buch, das mir - im Prinzip - hervorragend gefallen hat.

Es gibt einen Minuspunkt, der mit dem Buch als solches allerdings nichts zu tun hat, zumindest nicht direkt.

Es ist eine Dilogie und dieses ist der erste Teil und er endet dann doch sehr offen. Der Minuspunkt kommt daher, daß man dann so lange warten muß, bis das nächste Buch erscheint. Hier fände ich es doch immer angenehmer, wenn beide Bände relativ zeitnahe herauskommen würden - schon damit man noch mitten im Leseflow ist und beim zweiten Teil nicht erst mühsam wieder die Erinnerungen ankurbeln muß.

 

Aber zum Buch:

Die Hautperson Alice, taucht in der Sozialberatungsstelle auf, in der der Anwalt John Reeven ehrenamtlich arbeitet.

Eine Sonderstellung in Hamburg diese Beratungsstelle, die es in anderer Form auch heute noch einmalig gibt, mit der öffentlichen Rechtsberatung für Menschen, die wenig Geld haben.

 

Alice möchte sich von ihrem brutalen, sie mißhandelnden Mann scheiden lassen.
Und das Sorgerecht für ihre kleine Tochter Rosa zugesprochen bekommen.

 

Heutzutage nichts besonderes, aber 1913 ein Skandal!

Erst weigert sich John, den Fall anzunehmen, aber Alice bleibt hartnäckig......

 

 

Das Buch verschlingt einen praktisch sofort, Schon mit den ersten Sätzen ist man in der Handlung und mag gar nicht mehr unterbrechen.

Ein wunderbarer Schreibstil macht das möglich und die Art und Weise, wie die Autorin es schafft, die beteiligten Figuren alle so lebensnahe dazustellen.

Das Hauptaugenmerk liegt zwar auf Alice und John, aber auch die - ich würde es fast als erweiterte Nebenfiguren bezeichnen, spielen eine große Rolle.

Genau das macht das Buch zudem sehr vielschichtig.

 

Das Buch spielt hauptsächlich im Jahre 1913, es gibt aber Rückblenden, in denen erzählt wird, wie sich das Leben von Alice entwickelt hat, wie sie zu der geworden ist, die sie heute ist.

Zudem wird die Zeit vor dem ersten Weltkrieg sehr gut beschrieben. Das Elend der armen Menschen, die Ausbeutung der Arbeiter, die Beschreibung der bessergestellten Menschen. Die Probleme, die es auf beiden Seiten gibt.

Die Trennung der unterschiedlichen Schichten, auf die sehr viel Wert gelegt wird und es als undenkbar gilt, in Kontakt zu kommen.

Dazu noch die tollen Beschreibungen Hamburgs zu der Zeit und des Doms, der ja heute noch eine Institution ist.

 

Fazit

Ein sehr guter erster Teil der Dilogie um Alice und John, Hamburg und den legendären Dom, kurz vor dem ersten Weltkrieg.

Tolle Figuren, vielschichtig und gut gezeichnet. Wunderbarer Schreibstil, den einen in seinen Sog zieht.

Ich kann das Buch sehr empfehlen.

Allerdings würde ich warten, bis der zweite Teil erschienen ist, damit man nicht unterbrechen muß und in einem die wunderbare Geschichte genießen kann.