Rezension

„Könnten wir vielleicht die Totenorgel… “

Die Oaknight-Chroniken (Bd.1) - Werwolfjagd i. Familiensache -

Die Oaknight-Chroniken (Bd.1) - Werwolfjagd i. Familiensache
von A. E. Leinkenjost

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte beginnt sehr geradlinig. Die Zwillinge Scarlett und Scott erfahren nach dem Verschwinden ihrer Eltern, dass diese Werwolfjäger waren und sie beide nunmehr diese Profession als Familientradition ererben. Und da die Eltern eben auf einer Mission verschwunden sind und zumindest Scarlett noch Hoffnung hat ihre Eltern wieder zu finden, machen sich die beiden unter der wohlwollenden Anleitung des Familienbutlers Hamish auf die Jagd.

Eigentlich ganz simpel. Doch dieser Auftakt zu einer hoffentlich umfangreicheren Serie, ist für mich bisher das absolute Highlight in der Literatur für junge und jung gebliebene Leser des bisherigen Jahres. Es hat sehr viele Assoziationen zu bieten. Das zum Ende hin immer düster wirkende Setting weckte in mir Erinnerungen an „Pakt der Wölfe“. Dazu trug unter anderem das stimmige Cover von Helge Vogt bei. Die Kampfbeschreibungen und auch die Ausrüstung der Zwillinge hatten etwas von „Van Helsing“; die bisweilen sehr sarkastischen Dialoge zwischen Butler Hamish und den Zwillingen hörten sich in meinem Kopf wie Gespräche zwischen Butler Sebastian und Ciel Phantomhive aus „Black Butler“ an. Und dann noch die gekonnte Zugabe uns bekannter Märchen und Legenden – sehr „Brother Grimm“ mäßig. Das war super, denn die Handlung des Buches hat nichts mit den Filmen zu tun, ist vollkommen anders und hat es doch geschafft so schöne Erinnerungen zu wecken.

Assoziationen einmal bei Seite gelassen muss auch hervorgehoben werden, dass alle Hauptcharaktere des Buches sehr gut ausgearbeitet sind und viel Potential für kommende Handlung bieten. Scarlett und Scott sind wie Yin und Yang, sehr gegensätzlich und einander ergänzend, in ihrer emotionalen Unbeholfenheit bisweilen aber auch wie gleiche Pole, die sich abstoßen. Hamish (mein Lieblingscharakter) ist immer wieder der Kitt zwischen den beiden und unterstützt sie in ihrer Entwicklung. Was ihn dabei so sympathisch macht, sind die Fehleinschätzungen, denen er unterliegt – er ist eben nicht perfekt.

Mit 480 Seiten ist das Buch doch recht umfangreich, aber gut strukturiert. Die Geschichte selbst ist problemlos nachvollziehbar und durch eine ganze Anzahl von kleinen, steuernden Twists immer wieder vielschichtig. Vieles ist anders als es den Anschein hat und wechselt mehrmals den Grundtenor des Ganzen.

Wie ich es bereits erwähnte, für mein Empfinden darf der Autor gerne noch ein paar mehr Abenteuer der Zwillinge zu Papier bringen. Mich würde es sehr freuen.