Rezension

Das Schicksal der Schaustellerin Alice

Im Nordwind -

Im Nordwind
von Miriam Georg

Bewertet mit 5 Sternen

Inspiriert durch einen Roman von Margarete Böhme aus dem Jahr 1905 „Tagebuch einer Verlorenen. Von einer Toten“ hat die Autorin das schlimme Schicksal von Alice sehr gut beschrieben. Von ihrem Mann grundlos misshandelt, hält sie solange durch, bis er sie umbringen will. Dann beginnt sie sich zu wehren und lernt in der Sozialsprechstunde den Rechtsanwalt John Reeven kennen, der sie in ihrer Scheidungsangelegenheit vertreten und dafür sorgen will, dass Alice das alleinige Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Rosa erhält.

Das Stadtgebiet Uhlenhorst ist gesellschaftlich zweigeteilt: um den Feenteich wohnt die gehobene Gesellschaft, wie die Familie Reeven in ihrer Villa, während sich östlich der Winterhuder Straße das ärmliche Arbeiterviertel befindet, in dem Alice mit ihrer Familie wohnt. Ich fand die Protagonisten der gehobenen Gesellschaft, wie die herrschsüchtige Gesa, die seltsame Marlies, der jähzornige Julius authentisch und sehr gut beschrieben. Das gleiche gilt für Protagonisten der ärmeren Bevölkerungsschicht, wie der trunksüchtige Henk, die hilfsbereite Marietta, die keifende und frustrierte Nachbarin Westram. Alice sticht durch ihre beharrliche Art hervor, sie weiß ganz genau, was sie nicht mehr will und geht dann konsequent ihren Weg. Dies beeindruckt den souveränen, pflichtbewussten Rechtsanwalt John, der in ihrer Gegenwart den Verstand zu verlieren scheint.

Fazit:

Die Autorin Miriam Georg hat mit ihrem flüssigen Schreibstil den richtigen Nerv getroffen. Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen, obwohl es mehr als 500 Seiten umfasst. Es ist ein spannendes authentisches Buch, das ich absolut weiterempfehle und ich fiebere der Fortsetzung entgegen.