Rezension

Menschen werden zu Tiere (gemacht)

Tiere - Simon Beckett

Tiere
von Simon Beckett

Bewertet mit 4 Sternen

Nigel lebt alleine in dem ehemaligen Pub seiner Eltern in Großbritannien. Seine Eltern sind vor wenigen Jahren verstorben. Der Pub wurde zu Nigels Zuhause. Aber er ist nicht alleine könnte man meinen. Denn im Keller des Pubs, der früher für heimliche Veranstaltungen und als Lagerstätte genutzt wurde, birgt sich ein sonderbares Geheimnis, das Nigel nicht nach außen tragen möchte. In einem Teil des Kellers befinden sich sogenannte Abteile, die eher Käfigen ähneln. Dort befinden sich Figuren, die Nigel mit Hundefutter und Wasser versorgt. Stumpfe Namen wie „die Dicke“, „die Rothaarige“, „das alte Weib“ deuten auf menschliche Figuren hin. Im Alltag verbringt Nigel seine Zeit in einer Abteilung im Arbeitsamt. Seine beiden Kolleginnen Cheryl und Karen ziehen Nigel ganz gerne ein wenig auf, besonders Karen macht es besonders viel Spaß. Eines Tages an einem Feiertag besuchen Karen, Cheryl und ein guter Freund der beiden Nigel zu Hause im Pub. Nigel lernt sich selbst von einer anderen Seite kennen.

Mit diesem Thriller schrieb der britische Autor Simon Beckett sein zweites Buch. Hinter diesem Thriller steckt eine Geschichte, die einerseits an das britische Leben außerhalb der Großstadt erinnert, und andererseits an ein Leben, das einem jungen Mann nicht immer leicht gemacht wurde. Der Protagonist Nigel wirkt schüchtern, konservativ und jungfräulich. Aber Nigel hat auch eine andere Seite, die Simon Beckett ihn eher zu einem bösen Menschen entwickeln lässt. Man kann anhand der Entwicklung der Geschichte nur spekulieren, warum Nigel auf diese Art und Weise handelt. Seine eingesperrten Figuren erinnern einen an Menschen aus dem Rotlicht-Milieu und der Homosexuellen-Szene. Häufig fragt man sich, ob die Erziehung der Eltern ihn dazu gemacht hat. Die anderen Figuren Karen, Cheryl und Pete zeigen eher einfache britische Leute, die gerne mehr als ein Pint trinken, und ihre Grenzen austesten. Simon Beckett konstruierte britische Freizeittrinker, die einen an die Urlaubsszenen britischer Urlauber im Ausland erinnern. Das gilt für Männer wie für Frauen.

Dieser Thriller ist eher ein sozialpsychologischer Krimi als ein Thriller. Irgendwie hat die Geschichte meines Erachtens ein offenes Ende, weil ich aus den Figuren, die hinter den Gitterstäben eingesperrt sind, nicht ganz schlau werde, vor allem welchen Zweck Nigel daraus ziehen will. Simon Beckett schaffte es, eine geheimnisvolle Atmosphäre um diese Figuren herum zu konstruieren. Diese Atmosphäre macht diese Geschichte auch so spannend, weil man wissen möchte, warum Nigel so handelt. Die Sprache und Sprachstil gefiel mir sehr gut, so dass ich bis zum Ende gute Unterhaltung mit dem Buch hatte. Trotz dieses Endes der Geschichte reizt es mich, weitere Thriller von Simon Beckett zu lesen, und hoffe, genauso gut unterhalten zu werden wie mit diesem Buch.