Rezension

Aaronovitchs Flüsse von London kommen nach Deutschland

Der Oktobermann - Ben Aaronovitch

Der Oktobermann
von Ben Aaronovitch

Bewertet mit 4 Sternen

Mama war früher eine radikale Umweltatktivistin - so lernte sie auch meinen Vater kennen. Sie griff ihn an, er verhaftete sie. Es war Liebe auf den ersten Handschellenklick. (...das ist wohl Polizei-Deutsch...)

Inhalt:
Tobi Winter, Mitarbeiter der BKA Abteilung 'Komplexe und Diffuse Angelegenheiten', erhält den Auftrag nach Trier zu reisen, da sich dort ein verdächtiger Fall mit biologischer Charakteristika ereignet hat. Jörg Koch, ein durchschnittlicher Mensch, wurde tot aufgefunden, doch nicht nur das; er ist komplett in einer Pilzschicht eingehüllt. Durch die Unterstützung der Trierer Kollegin Vanessa Sommer gelangt er zum Weingut Stracker, an dessen Weinhängen die Leiche gefunden wurde. Sommer kann hierzu beitragen, dass eine gewisse Edel-Fäule für bestimmte Weine zur Reifung genutzt wurde; laut Jacqueline Stracker, der Besitzerin des Weinguts, wird damit aber nicht mehr gearbeitet. Allerdings weiß sie von der Mär einer Flussgöttin zu berichten, welche von ihrem Großvater gehuldigt wurde. Tobi folgt dem schlichten Ritual und kann tatsächlich Kontakt mit der Flussgöttin des Kyll herstellen. Informationen fließen allerdings spärlich. Immerhin gibt es sogar geschichtliche Zusammenhänge - eine unglückliche Liebe und eine dementsprechende Vergeltung; allerdings aus der Zeit der Römer. Doch warum musste Herr Koch sterben - gewiss nicht, weil er ein Mitglied eines Weinclubs war - bis ein weiterer Toter aufgefunden wird, was die Geschichte komplizierter macht...

Meinung:
Der britische Autor Ben Aaronovitch verzeichnete mit seiner Flüsse-von-London-Reihe nicht nur in Großbritannien Erfolge, auch hierzulande wird die Serie um den Polizei-Zauberer Peter Grant ziemlich gefeiert. Diesem zahlt der Schriftsteller mit dem Roman 'Der Oktobermann' nun Tribut und erschafft mit Tobi Winter einen Pendant zu seiner Londoner Charaktere Peter Grant. Die Grundzüge dessen Universums bleiben dabei erhalten, also sind zum Beispiel magische Spuren immer noch 'Vestigia' zu nennen, es wurde lediglich auf das europäische Festland erweitert. Hierbei erwies Aaronovitch seine außergewöhnliche Leidenschaft zu Recherchen, denn der mit gut 200 Seiten etwas dünne Roman strotzt vor Wissen über die Weinherstellung, dem Gebiet um Trier sowie der Geschichte der Römer in dieser Region. Daraus ergab sich zum einen ein schöner eigenständiger Roman in dem bekannten Universum, der allen Freunden der Serie gefallen sollte - ganz besonders natürlich den deutschen Fans und zum anderen kann das Werk als toller Einstieg in Aaronovitchs Welt der Flüsse und ihren Gottheiten genutzt werden. Des Weiteren öffnen sich hier ungeahnte Möglichkeiten auf weitere Romane der Serie, welche zu Beginn an eigentlich auf gut sieben Romane angedacht war. Der Erfolg treibt allerdings voran und der Autor möchte auch mit der Serie fortfahren - könnte gleichzeitig mit 'Der Oktobermann' eine Sub-Serie gestartet haben. Außerdem ist es nun nicht unmöglich, dass ein gewisser Peter Grant sein geliebtes London für ein Abenteuer verlassen kann, ohne dem Ganzen eine Rechtfertigung zu suchen. Der Roman an sich ist ein ziemlich gelungenes, wenn auch knapp gehaltenes Stück Lesestoff - was allerdings wie erwähnt ja eigentlich nur als Dank an die deutschen Fans gedacht war. Da ich in diesem Jahr in der Gegend von Trier ein paar Tage Urlaub gemacht hatte, war ich natürlich auf eine gewisse Weise über den Roman entzückt. Ein schöner, kurzweiliges Buch - kann unbedarft jedem Freund des Mystischen empfohlen werden...

Fazit:
Ben Aaronovitch erweitert seine Londoner Flüsse bis nach Deutschland hinein - und das in seiner gewohnt behutsamen Art und Weise...

8,0 Sterne