Rezension

Abgefilmt

Lichtspiel -

Lichtspiel
von Daniel Kehlmann

Daniel Kehlmanns neuer Roman gefällt mir vom Cover her sehr. Das Buch liegt schwer und gut in der Hand, die weiße Schrift auf schwarzem Untergrund weist schlicht und ergreifend darauf hin, dass es um die Anfänge des Filmes und des Filmens geht.
Es sind drei große D - Kapitel, die dieses fast ein halbes Tausend an Seiten fassende schriftstellerische Werk in der Draufsicht auf Leben und Wirken eines herausragenden deutschen Regisseurs tragen: Draußen - Drinnen - Danach.
Das Ganze wird von einem Rahmen und der Figur des mittlerweile sehr Assistenten Franz gehalten - insgesamt erscheint mir "Lichtspiel" wie eine Draufsicht auf G. W. Pabst. Dieser Filmkünstler ("Er musste Filme drehen. Nichts anderes wollte er, nichts war wichtiger." (S. 83)) wird in verschiedenen Phasen seines Schaffens vor allem von außenstehenden Familienangehörigen und Mitarbeitern betrachtet und in seinen vielfältigen Begegnungen mit berühmten Persönlichkeiten oder berüchtigten Menschen skizziert.

Der Regisseur selbst wird vom Autoren sehr zurückgehalten, fast verschwindet er ein wenig im Hintergrund, ich vermag ihn kaum stärker in möglicher Nuanciertheit und Vielschichtigkeit erfassen - vor allem aber die Arbeit am Set und am Schnitt prägt ihn. Manchmal habe ich den Eindruck, dass er durchs Leben huscht und eigentlich nur beim Filmen ankommt und ankert.

Bemerkenswertes finde ich über das Herangehen ans Filmen und die Organisation am Drehort beschrieben. Es rücken andere Figuren ins Rampenlicht, vielleicht ist das auch bewusst so inszeniert. So werden verschiedenste Blickwinkel aufgezeigt, die dann wieder ein Gesamtbild ergeben. Einige Figuren wie den Hausmeister und den (Propaganda)Minister finde ich in ihrem Machtgebrauch und ihrer Handhabe stark überzeichnet, dadurch wird mir der Protagonist Pabst sehr in die Ecke gedrängt.

Der Roman ist durchgängig sehr gut geschrieben und äußerst unterhaltsam
- zugleich ein kulturzeitgeschichtlicher Einblick in die Endphase des dritten deutschen Reiches. In der Gestaltung gefallen mir besonders das Lesezeichen und die abgesetzten Versalien der 21 einzelnen Episoden.

Ich hatte insgesamt ein großes Lesevergnügen und gebe gern eine Empfehlung.