Rezension

Absolute Überraschung

I love you heißt noch lange nicht Ich liebe dich - Cleo Leuchtenberg, Lisa-Marie Dickreiter, Claudia Brendler

I love you heißt noch lange nicht Ich liebe dich
von Cleo Leuchtenberg Lisa-Marie Dickreiter Claudia Brendler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Lilly kommt aus gutem Hause und wird seit mehreren Jahren an renommierten Schauspielschulen unterrichtet, in denen sie als großes Talent gilt. Doch Lilly hat es gar nicht so leicht, denn ihr Vater ist Konsul und so heißt es für die Familie immer wieder umziehen. Dabei wurde beim letzten Umzug ihr Herz gebrochen, als sich von ihrer ersten großen Liebe Erik trennen musste. Jetzt wurde Lilly ausgewählt, für einen amerikanischen Blogbuster der Heldin ihre Stimme zu verleihen. Während der Synchronisation des Filmes lernt sie Ben kennen, der die männliche Hauptrolle spricht. Dieser ist nur wenig älter als Lilly, doch er kommt aus einer zerrütteten Familie und lebt allein in einer kleinen heruntergekommenen Wohnung. Aber auch Ben hat Sorgen und das nicht zu knapp und das verbirgt er hinter einen großen Portion Sarkasmus. Während der Aufnahmen versuchen Ben und Lilly sich mehr oder weniger aus dem Weg zu gehen, doch bei gemeinsam eingesprochenen Liebesszenen ist dies gar nicht so einfach.
Meine Meinung
Das auf den ersten Blick schlichte Cover verfehlt seine Wirkung nicht, denn es spricht trotzdem gleich an und macht neugierig und wenn man den Inhalt der Geschichte kennt, passt dieses Cover einfach großartig.
Auch die Geschichte rund um Lilly und Ben ist gleich von Beginn an fesselnd, denn man spürt schon auf den ersten Seiten, dass hinter Lilly eine ganze Menge mehr steckt, als das reiche Mädchen. Die beiden Autorinnen, die sich hinter dem Pseudonym Cleo Luchtenberg haben einen sehr flüssigen und gut zu lesenden Schreibstil, der auch für die Zielgruppe spannend zu lesen ist. Gerade ihre besondere Art, in der sie ihren beiden Protagonisten ihre Stimmen verleihen, lassen dieses Buch authentisch wirken. Mich konnte diese Geschichte auf jeden Fall mehr als positiv überraschen, denn erwartet hatte ich eine leichte Jugendliebesgeschichte mit Filmklischees und erhalten habe ich eine tiefgehende Geschichte, die nachdenken lässt.
Neben den beiden wechselnden Perspektiven zwischen Lilly und Ben erleben wir hier in diesem Buch auch noch etwas besonderes, nämlich den Blick hinter die Kulissen eines Films. Wir dürfen gemeinsam mit Lilly ein wenig des Drehbuches lesen und erleben neben der Hauptgeschichte auch noch ein wenig vom Blockbuster des Filmes. Das ganze hat auch etwas besonderes, denn man spürt, wie gerade Lilly auf der Suche nach sich selbst, immer mehr in ihrer Rolle der Payton aufgeht.
In Ich-Form erzählen die beiden Hauptcharaktere ihre Geschichte, zuerst geben sie einen Eindruck über ihr Leben, aber so nach und nach lassen sie den Leser auch ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Das lässt die Nähe zu den Charakteren wachsen und man konnte sich durchaus in beide Perspektiven hineinversetzen.
Die Charaktere sind es auch, die für mich dieser Geschichte ihren ganz besonderen Reiz ausmachten. Sie lassen eine Teenieliebesgeschichte zu etwas besonderem werden, in dem sie einfach sie selbst bleiben.
Lilly kommt aus reichem Hause, ihr Vater ist Konsul und das zwingt sie immer wieder dazu, mit ihrer Familie umzuziehen. Freundschaften aufzubauen und vor allem bestehen zu lassen, fällt ihr sehr schwer. Von Beginn an hat sie eine Zerbrechlichkeit und EInsamkeit an sich, bei der man sie gerne beschützen würde. Das spiegelt sich auch in Bens Gedanken, als er Lilly das erste Mal begegnet. Aber so nach und nach bekommt Lilly mehr selbstvertrauen und zeigt, wer hinter ihrer Fassade steckt.
Ben ist da ähnlich, zwar tritt er ganz anders auf als Lilly, doch auch er hat eine Hintergrundgeschichte. Seine Mutter leidet unter Depressionen und war immer wieder in Anstalten, den Kontakt zu ihr hat er abgebrochen. Sein Vater lebt mit neuer Frau und kleinem Bruder in einer kleinen Wohnung und ausser Phrasen hat er nur wenig für seinen Sohn zu geben. Das lässt Ben auf den ersten Blick nur so vor Sarkasmus strotzen und doch steckt auch hinter ihm viel mehr. Gemeinsam mit Lilly entdeckt auch er sich selber und die Entwicklung zwischen den beiden und jeder für sich, las sich absolut authentisch und überzeugend.
Mein Fazit
Ein wirklich tolles Jugendbuch, das mich völlig überraschen konnte, mit seiner tiefsinnigen und gefühlvollen Geschichte. Toll erzählt und auch jung und modern, so dass es hier auch absolut ansprechend auf die Zielgruppe wirken dürfte, fliegen die Seiten dieses Romans nur so dahin beim Lesen. Vor allem aber die beiden Protagonisten der Geschichte haben es mir angetan, denn sie waren einfach zwei wunderbare, authentische Charaktere. Lesetipp für Jugendliche und alle die, die gerne Jugendbücher lesen.