Rezension

All-Age Genremix

Der Spurenfinder -

Der Spurenfinder
von Marc-Uwe Kling

Bewertet mit 5 Sternen

Sherlock Holmes mit einem Hauch Magie

„Wer sicher gehen möchte, dass in seinem Leben garantiert nichts Aufregendes mehr passiert, dem empfehle ich nach Friedhofen zu ziehen.“ So steht es in „Wanderungen durch das Königreich Dreibrücken“ von Deidra Harfner. Ich denke, dass jeder von uns mehr oder weniger solch ein Kaff kennt. Dabei stellt sich unweigerlich die Frage, weshalb es jemanden an solch einen Ort ziehen sollte. Die Antwort scheint ganz simpel. Menschen, denen zu viel passiert ist. Aber egal, wo man hinreist, man hat sich immer selbst im Gepäck.
Aus diesem Grund zieht es auch Elos von Bergen, bekannt als der beste Spurenfinder in den umliegenden Provinzen,  in dieses stille Örtchen. Nach einem missglückten Mordanschlag auf ihn und seine Familie, hängt er seinen Beruf an den Nagel und setzt sich, mit seinen Kindern in Friedhofen zur Ruhe. Doch dann geschieht das Unfassbare und es findet ausgerechnet im langweiligsten Dorf Dreibrückens ein Verbrechen statt. Während Elos sich dem Spurenfinden widmet, sind seine Zwillingskinder, Ada und Naru, Feuer und Flamme ihren Vater bei der Lösung des Falles zu helfen. Ob dieser das nun will oder nicht. Denn, wenn man bedenkt, wer ihr Vater ist, ist es nicht verwunderlich, dass beide den Wunsch hegen in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten.  Ada und Naru sind zwei unglaubliche Wildfänge. Obgleich sie Zwillinge sind, könnten beide nicht unterschiedlicher sein. Ada ist  ruhiger und besitzt einen cleveren Verstand, dagegen ist Naru etwas tollpatschig und manchmal schwer von Begriff. Und wie Geschwister nun einmal sind, necken sie sich mit Vorliebe, wodurch viele komische Momente entstehen.  Es war eine wahre Freude den Dreien bei Suche nach dem Täter über die Schulter zu schauen. Elos geht relativ ruhig und gelassen an die Sache. Er hat ein gutes Gespür für Details und kann auch komplizierte Gegebenheiten kombinieren, wodurch er meist den Spuren nur zu folgen braucht. Ada und Naru dagegen sind natürlich impulsiver. Auch, wenn es dadurch öfter brenzlig wird, ergänzen die Drei sich wirklich gut. Es gab einige Sackgassen, die mich verzweifeln ließen und Wendungen, die mich sehr überraschten. Ein paar Details konnte ich gut erahnen aber auf die Auflösung des Falles wäre ich im Leben nicht gekommen. Bis zum Ende bleibt es spannend. Die größte Wendung gab es für mich im Epilog, der mich hoffen lässt noch mehr Abenteuer vom Spurenfinder und seinen Kindern zu lesen.
Die Welt, in die ich eintauchen durfte, empfand ich als sehr gut aufgebaut und beschrieben. Es hatte für mich eine mittelalterliche Atmosphäre, verwoben mit einem Hauch Magie und Mystik. Auch ein kleiner Gruselfaktor und spannungsvolle Momente wurden mit eingebaut. Der Schreibstil passte sich, in Satzbau und Wortwahl, dieser altertümlichen Umgebung bestens an und wurde untermalt mit viel Wortwitz und Ironie. Besonders lebhaft wurde es durch die vielen Skizzen, die es im Buch zu entdecken gab und den Eindruck verstärkten einen Märchenkrimi  in den Händen zu halten.
Zusätzlich zum Buch habe ich mir die Hörbuchfassung angehört. Diese wurde vom Autor höchstpersönlich eingelesen. Ich muss zugeben, dass Marc-Uwe Kling hier ganz besondere Arbeit geleistet hat. Seine Darbietung unterstrich die Charakterzüge der handelnden Personen wirklich sehr gut und sorgte für noch mehr Spannung.
 Marc-Uwe Kling hat mit seinen Töchtern, einen für mich sehr überzeugenden All-Age Märchenkrimi geschaffen, von dem ich gerne mehr lesen möchte.