Rezension

Anfangs etwas schwach, dann aber oho! - ★★★★

Schnitt - Marc Raabe

Schnitt
von Marc Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Cover ganz nach meinem Geschmack - erhabene Buchstaben und ein ebenso gestalteter Blutstropfen an der Messerspitze. Ausklappbar ist es auch noch und zeigt dann den Autor Marc Raabe. So hat man gleich ein Bild von dem Mann, der einen in Atem hält!

Das Buch ist "rund" - es liest sich flüssig und nichts hakt. Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz. So kann man auch, wenn man wenig Zeit zum Lesen hat, häppchenweise lesen, ohne den Faden zu verlieren. Das macht Laune und steigert den Lesegenuss.

Schon der Prolog geht auf die Psyche. Man möchte als Leser diesem kleinen Neunjährigen beistehen, ihn beschützen - und wird doch am Ende mit Fragen und Ängsten zurückgelassen. Weiter geht es erst ganze 29 Jahre später. Der kleine Junge ist Erwachsen und wird ohne Vorwarnung aus heiterem Himmel in seine eigene, ganz persönliche Hölle geworfen.

Leider fängt es hier an, etwas zäh zu werden. Der Schreibstil ist noch immer sehr eingängig, aber immer, wenn man meint, jetzt geht es so richtig los, kommt doch nur wieder ein viel zu kurzer Thrill und es plätschert nebulös weiter. Es dauert mehr als 250 Seiten, bis der Spannungsbogen so anzieht, dass man das Buch nicht mehr weglegen kann und der echte Psychothrill aufkommt. Dann aber hat man wirklich Spaß an der Story und der Adrenalinpegel will gar nicht mehr sinken. So hätte das ganze Buch sein sollen!

Mir ist aufgefallen, dass Raabe mit Namen spielt. Sie passen nicht alle wirklich in die Story, die weitestgehend in Deutschland spielt und Viellesern werden einige der Namen auch abgekupfert vorkommen. Ob Raabe das absichtlich getan hat - wer weiß!

Die Idee für den Plot ist mehr als gut, aber umgesetzt hat sie Raabe für meinen Geschmack nicht optimal. Der Stil ist perfekt, der Spannungsaufbau leider nicht. Da es aber sein Erstlingswerk ist, darf man auf Steigerung hoffen. Trotzdem hat mich dieses Buch sehr gut unterhalten. Drei Sterne wären definitiv zu wenig, wenn auch vier eigentlich etwas zu viel sind. Trotzdem runde ich auf, weil es das Buch insgesamt doch verdient hat.