Rezension

Beeindruckendes Buch trotz kleiner Schwächen

Die Buchspringer - Mechthild Gläser

Die Buchspringer
von Mechthild Gläser

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mein erster Roman von Mechthild Gläser und ein Überraschender noch dazu. Der Roman punktet vor allem mit seiner runden Handlung und den nahezu stimmigen Ereignissen. Einziger Kritikpunkt ist der ab und an zähe Fortschritt der Handlung, aufgrund von Geschehnissen, die etwas zu sehr in die Länge gezogen wurden (und manchmal gar keine Relevanz in der Geschichte haben). Alles in Allem ist es ein geheimnisvolles Buch, das einen in fremde Geschichten entführt und den Leser auf eine spektakuläre Suche nach dem Dieb der Geschichten schickt.

LESEEINDRUCK / ZUR GESCHICHTE

Amy Lennox ist ein gewöhnliches Mädchen, abgesehen davon, dass sie sehr gerne und viel liest. Eine Buchverrückte.  Bis ihre Mutter Alexis von heute auf morgen mit Amy aufbrach und von Bochum nach Stormsay reiste; auf eine Insel im Atlantik. Amy konnte nur das Nötigste mitnehmen und an erster Stelle standen hier ihre geliebten Bücher, statt irgendwelcher Kleidungsstücke.

Auf Stormsay trifft Amy seit Ewigkeiten auf ihre Großmutter, Lady Mairead. Auf dieser Reise wird ihr zudem offenbart, wer sie wirklich ist: eine Buchspringerin. Und als Buchspringerin muss Amy dafür sorgen, dass die literarische Welt in bester Ordnung ist und bleibt. Das Wohl der Geschichten steht an oberster Stelle.

Ihre ersten Reisen in die Buchwelt waren einfach total faszinierend! Wie oft hat man schon die Chance, auf seine Lieblingsbuchfiguren zu treffen?! Amy findet ihre neue Gabe verblüffend und kann gar nicht oft genug in die Buchwelt reisen. Doch schnell wird klar, ihre Fähigkeiten sind anders, als die der beiden anderen Buchspringer, Betsy und Will. Amy schaffte es nicht nur bei ihrem ersten Sprung bereits außerhalb der Geschichte zu wandeln, sondern auch außerhalb des Porta Litterae zu springen, was sonst niemanden möglich ist!

Zusammen mit Werther (aus “Die Leiden des jungen Werther” von Goethe) sitzt sie oft zwischen den Zeilen und schnappt Fetzen auf, wie es gerade in anderen Geschichten zu geht. In der “Zeile” und dem “Tintenfass” treffen sich die verschiedenen Figuren der literarischen Welt, wenn sie in ihrer eigenen Geschichte gerade keinen Auftritt haben.

Wie nun bereits im zweiten Absatz des Klappentext deutlich wird: die Literatur-Welt wird gestört. Irgendwer vergreift sich an den Geschichten und an den Ideen, die sie zu etwas besonderem werden lässt. Ideen, wie das Kaninchen mit Uhr und Weste, das Alice den Weg ins Wunderland zeigt. Einfach verschwunden. Und plötzlich stirbt auch noch der beste Freund von Will ausgerechnet in der Außenwelt: Sherlock Holmes.

Wer steckt nur hinter diesen ganzen scheußlichen Taten? Wer sorgt dafür, dass die gesamte literarische Welt zusammenbricht? Amy macht sich mit ihrem neuen Freund Werther auf die Suche nach dem Dieb.

MEIN FAZIT

Nach der Lesung in Leipzig auf der Buchmesse 2015, musste ich dieses Buch einfach haben. Die Idee, durch Bücher springen zu können und mit den vielen Charakteren Abenteuer immer und immer wieder “real” erleben zu dürfen, war einfach faszinierend. Umso schöner, dass mich das Buch bis auf ein paar wenige, kleine Kritikpunkte rundum zufrieden stimmen konnte.

Einige Dinge wurden leider nicht geklärt, was ich sehr schade fand. Zumal, wenn man bedenkt, dass für diese Handlungen oft sehr viel Worte genutzt wurden, sie “erleben zu lassen”. Am Ende wirkten diese kleinen Geschichten als nichtig und überflüssig, weil sie letztlich doch keine Relevanz hatte. Wer das Buch bereits gelesen hat, weiß, was ich meine.

Was mich auch bis zum Ende nicht genau erschließen lässt, ist, warum Amy ihre Mutter so selten Mutter nennt, sondern ständig bei dem Vornamen Alexis. Vielleicht habe ich auch einfach die Stellen mit den Hinweisen vergessen oder überlesen. Obwohl ich der Meinung bin, dass Amy meinte, dass Alexis eine wichtige Person in ihrem Leben ist, wenn nicht sogar ihre beste Freundin. Da Amy aber ständig von Alexis redet, wirkt diese Bezeihung auf mich etwas distanziert.

Aber, neben dieser kleinen Sachen, hat mir vor allem gefallen, wie die Geschichte endete. Zwar wäre hier noch etwas Potenzial gewesen, einen Blick weiter in die Zukunft zu bieten, dennoch war das Ende für die Geschichte vollkommen ausreichend.

Vor allem faszinierend und inspirierend fand ich die Tatsache, wie authentisch und detailreich Gläser die literarischen Welten zum Leben erwecken konnte. Während Amy oft mit Werther (aus “Die Leiden des jungen Werther” von Goehte) herum streifte, trafen sie auch auf andere Buchcharaktere, die glaubwürdig, auch außerhalb ihrer Geschichten, auftraten. Sehr beeindruckend, wie Gläser diese Charaktere immer wieder so gut reflektieren konnte!

Was mir auch gefallen hat, war diese stürmische Insel “Stormsay” und die beiden verfeindeten Clans, die sich wegen einer Fehde derzeit nur gerade so tolerieren.

Das Buch ist etwas kindlicher und daher kann ich das empfohlene Alter von ab 12 Jahren vollkommen unterstützen. Auch das Buchcover ist, gemessen an den Inhalt des Buches, gut getroffen. Der Schreibstil ist gut verständlich und flüssig.

Alles in Allem ein beeindruckendes Buch, das mich, trotz einiger kleiner Kritikpunkte, überzeugen konnte. Ich würde es jedem empfehlen, der gerne durch Klassiker wie “Der Zauberer von Oz”, “Das Dschungelbuch” oder “Alice im Wunderland” springen möchte. Selbst für angehende Autoren/Schriftsteller finde ich, dass das Buch inspirieren kann, wenn man sich nicht auf die Handlung konzentriert, sondern auf die Welt drum herum.

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