Rezension

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Süß

Die Buchspringer - Mechthild Gläser

Die Buchspringer
von Mechthild Gläser

Als Amy mit ihrer Mutter Alexis überstürzt von Bochum zur Familie nach Stormsay flüchtet, weiß sie noch nicht, dass ein großes Abenteuer auf sie wartet. Auf der einsamen schottischen Insel lernt sie ihre Großmutter kennen, die alleine mit ihrem Butler auf einem herrschaftlichen Anwesen lebt. Auf Stormsay macht sie auch Bekanntschaft mit der Gabe, die in ihrer Familie von Generation zu Generation weitergegeben wird: dem Buchspringen. Fasziniert von ihrer Fähigkeit und dem Auftrag, die Geschichten zu bewahren, stürzt sie sich in die Bücher. Als plötzlich wichtige Ideen aus den Geschichten gestohlen werden, ohne die sie nicht weiter funktionieren und der weltberühmte Detektiv Sherlock Holmes erstochen an die Küste der Insel gespült wird, müssen Amy und ihr neuer Freund Will all ihre Fähigkeiten einsetzten, um eine Zerstörung der Literatur zu verhindern.

Amy ist eine junge und neugierige Protagonistin, die sehr Buch-begeistert und sympathisch ist. In Bochum eine Außenseiterin und Mobbingopfer, versucht sie auf der Insel Stormsay auf andere Gedanken zu kommen. Ihre Mutter Alexis ist flippig und ebenfalls noch sehr jung, von den beiden eher die sprunghafte, die einer gescheiterten Liebe entflieht und nach vielen Jahren Zuflucht bei ihrer Mutter sucht. Mit ihrer lebhaften und spontanen Art ist sie ein schöner Kontrast zu ihrer ernsten und gewissenhaften Tochter, zu der sie ein schwesterliches Verhältnis hat. Nach so vielen Enttäuschungen und Entbehrungen als junge, alleinerziehende Mutter, gönnt man ihr das kleine Glück, dass sie auf Stormsay (wieder)findet.

Will, der männliche Hauptcharakter, ist ein eher ruhiger und besonnener junger Mann, der bald Gefallen an Amy findet und ihr bei der Aufdeckung der Diebstähle helfen möchte. Seine Freundschaft und Trauer um Sherlock wird sehr realistisch umgesetzt. Man kann spüren, wie viel der väterliche Freund ihm bedeutet hat und was für ein Schock sein Tod für ihn ist. Der Hund von Baskerville ist hier ein liebenswertes Monster, das gerne mal Bällchen geworfen bekommt und sich an einen kuschelt.

Besonders gut haben mir die literarischen Figuren gefallen, die Amy in der Bücherwelt zur Seite gestellt werden, vor allem aber Werther. Auch wenn er seine Leidenschaft für vergebene Frauen und schwülstige Verse nicht ablegen kann, ist der Amy ein guter Freund. Seine Beschreibung und Art bringt einen so manches mal zum Lachen.

Die einsame und stürmische Atmosphäre der Insel und das düstere Geheimnis, dass sich hinter den Diebstählen verbirgt, sorgen für allerhand Spannung. Mich konnte das Buch fesseln und gut unterhalten. Allerdings sei hier erwähnt, dass es sich eher an ein jüngeres Publikum wendet. Wenn einen das nicht stört, hat man eine süße Geschichte voller Figuren vor sich, die man aus den Büchern schon kennt und liebt.

Allerdings muss ich auch sagen, dass es sich vom Ideenreichtum nicht mit anderen fantastischen Geschichten messen kann, die sich mit der Welt der Bücher und Reisen an literarische Orte beschäftigen (wie z.B. Die Seiten der Welt oder Tintenherz). Dafür bleibt die Geschichte aber schön geradlinig und verzettelt sich nicht. Einzig mit dem Ende bin ich nicht so zufrieden. Eine derartige Lösung des Konfliktes ist nicht meins. Aber der Rest des Buches wiegt das auf jeden Fall auf.

Wer eine süße, niedliche Geschichte voller Figuren aus Lieblingsbüchern de Kindheit oder verhasster Schullektüre sucht, wird an diesem Buch seine Freude haben.