Rezension

Berührend, mit ein paar Längen

Vergiss den Sommer nicht - Morgan Matson

Vergiss den Sommer nicht
von Morgan Matson

„Plötzlich kapierte ich, dass die Distanz zwischen uns viel größer war, als die paar Schritte zwischen uns vermuten ließen.“

 

Ein Roman über den Abschied und zweite Chancen.
Müsste ich ein Wort finden, das „Vergiss den Sommer nicht“ im Gesamten beschreibt, würde ich wohl etwas in der Art wie „Berührend“ oder „Authentisch“ wählen. Denn das ist dieser Roman über die 17-jährige Taylor und den Abschied von ihrem krebskranken Vater wirklich.
Der Leser begegnet dem Mädchen das erste Mal, als sie kurz davor ist vor dem letzten gemeinsamen Sommer mit ihrer Familie zu fliehen und es wird schnell am Anfang klar, dass wohl noch einiges auf einen zukommen wird. Und so kommt es auch. Denn egal wie schön auch die wenigen glücklichen Momente mit ihrem Vater sind, hängt über der gesamten Geschichte doch irgendwie immer diese melancholische Atmosphäre, welche auch während des Lesens zwangsläufig auf mich über gegangen ist. Man hat Angst vor dem unausweichlichen Ende, hofft, dass es doch noch irgendwie anders kommt, obwohl man eigentlich ganz genau weiß, dass dies nicht passieren wird.

Ich als Leser habe die ganze Zeit mit Taylor mit gefühlt und -gehofft. Sie wirkt wie eine starke Protagonistin, ist aber jederzeit kurz davor zu brechen. Ihre authentische Art mit dieser Situation umzugehen, machte sie mir sofort sympathisch, weil sie eigentlich jedes Mädchen von nebenan sein kann. Sie hat in ihrer Vergangenheit Fehler begangen und ist heillos überfordert mit dem drohendem Verlust. Meiner Meinung nach die ideale Protagonistin für diese Geschichte.
Auch die anderen Charaktere wurden mit sehr viel Sorgfalt gestaltet und gliedern sich perfekt in die Geschichte ein. Allesamt waren sie mir sympathisch und ich fand es toll, wie auch sie sich mit der Zeit entwickelt haben.
Natürlich gibt es auch die obligatorische Liebesgeschichte, doch gut fand ich, dass diese sich hier nicht in den Vordergrund drängt. Es geht vor allem immer um Taylor und ihren Vater. Die Liebesgeschichte läuft vielmehr nebenher und bringt ein paar schöne Momente in diese sonst sehr bedrückende Geschichte.

Leider finden sich in der Mitte der Geschichte einige Längen und außer viele Alltagsbeschreibungen und ein paar langsame Charakterentwicklungen geschieht nicht viel. Das passt natürlich vom Stil her gut zu dem eher ruhigen Ton der Geschichte doch ich persönlich habe mich während dieser Längen manchmal gelangweilt. Zum Ende hin jedoch, Richtung dramatisches Finale, hat sich das dann aber wieder geändert und die tragischen Ereignisse haben mich sofort mitgerissen.

Insgesamt ist „Vergiss den Sommer nicht“ eine sehr emotionale Geschichte über eine Familie, die versucht Abschied zu nehmen und trotzdem an den schönen Momenten festhält. 4 Sterne.