Rezension

bitterböses Buch über Kontrolle und Manipulation, über Macht, Gewalt und über das Böse, das sich hinter manch hübscher Fassade verbergen kann - spannend und wendungsreich

Wenn sie wüsste
von Freida McFadden

Bewertet mit 4.5 Sternen

Millie ist auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen, hat ihren Job als Kellnerin verloren und wohnt in einem alten Nissan. Umso glücklicher ist sie, als sie von Nina Winchester als Haushälterin eingestellt wird und in der Villa auf Long Island wohnen kann. Doch nach einem freundlichen und offenherzigen Einstellungsgespräch entpuppt sich Nina nicht nur als unordentliche Chaotin, sondern auch als eifersüchtige und unberechenbare Chefin, die Millie unaufhörlich drangsaliert. Auch die neunjährige Tochter verhält sich gegenüber Millie herablassend. Einziger Lichtblick ist Ninas Ehemann Andrew, der Millie nicht wie ein unfähiges Dienstmädchen behandelt und für den sie bald heimlich schwärmt.
Millie hätte wohl auf den italienischen Gärtner hören sollen, der sie an ihrem ersten Tag vor "Pericolo" (Gefahr) gewarnt hat. Ist Nina nur überreizt und ein Kontrollfreak oder tatsächlich gefährlich?

Millie fühlt sich schon nach kurzer Zeit unsicher in der Villa der Winchesters, wird von einer launischen Nina traktiert und hört Gerüchte über ihre Chefin, die sie weiter ängstigen. Doch als Ex-Strafgefangene auf Bewährung braucht sie den Job und sieht keinen anderen Ausweg als so lange zu bleiben, bis sie genügend Geld für einen Neustart gesammelt hat. Zudem träumt sie von einem besseren Leben, flirtet mit ihrem Chef und spielt mit dem Feuer.

Lange entwickelt sich der Thriller in eine Richtung, die so offensichtlich durchschaubar erscheint, dass man fragt sich, was auf den weiteren Seiten noch passieren mag. Zur Hälfte kommt es zu der ersehnten Wendung, die dem Thriller nicht nur eine neue Perspektive, sondern einen ganz neuen Drive gibt. Ab diesem Zeitpunkt ist nicht mehr klar, wer gut und wer böse ist, wer Psychopath und wer Opfer ist oder ob nicht gar in jeder der Hauptfigur ein bisschen von beidem steckt.

Der Roman ist durchgehend fesselnd, da die wenigen handelnden Personen lange nicht zu durchschauen sind. Jeder scheint ein Geheimnis zu bergen und jedem ist zuzutrauen, ein krankes Spiel zu treiben. Dabei liest sich die Geschichte so leicht, dass man durch die Seiten fliegt. Es ist ein bitterböses Buch über Kontrolle und Manipulation, über Macht, Gewalt und über das Böse, das sich hinter manch hübscher Fassade verbergen kann. Der Satz "Wenn du glaubst, diese Geschichte zu durchschauen, fängt sie erst an." ist so richtungweisend, wie gewiss wird, dass Millie am Ende gründlich sauber machen wird.