Rezension

Da wäre mehr möglich gewesen

Das Fräulein von Berlin -

Das Fräulein von Berlin
von Joan Weng

Bewertet mit 3 Sternen

Berlin im Oktober 1926. Bernhard Greif hat die Schrecken des ersten Weltkrieges noch nicht überwunden, als er sich in das junge Dienstmädchen Ruth verliebt. Doch der Buchhändler ist zu schüchtern, sie anzusprechen. Als er unter einem Haufen Lumpen eine Leiche entdeckt, beginnt er selbst zu ermitteln – mit Unterstützung von Ruth.

Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich durch das zauberhafte Cover und nachdem ich die vielen guten Rezensionen gelesen habe, wollte ich das Buch unbedingt lesen.

Bernhard, genannt Bambi, ist eine interessante Figur. Durch sein Trauma für verrückt gehalten, zieht er zu seiner Schwester Vicky und nimmt eine Stelle als Buchhändler an. Dieses Trauma fand ich gut beschrieben, auch sein eigenes hadern – denn auch er glaubt, verrückt zu sein. Seine Schüchternheit gegenüber Ruth wirkt sympathisch, ebenso wie sein Auftauen im Laufe der Geschichte.

Der Stil ist zwar gewöhnungsbedürftig, allerdings habe zumindest ich mich relativ schnell daran gewöhnt. Danach lässt sich das Buch locker und leicht lesen und zumeist bildhaft, ohne bei den wenigen härteren Szenen zu sehr ins Detail zu gehen. Besonders gut haben mir tatsächlich die Szenen in der Buchhandlung gefallen, obwohl sie nicht all zu viel mit dem Fall selbst zu tun haben. Hier wird der Geist der Zeit besonders deutlich (in einer Szene will eine Frau keines der Bücher mehr kaufen, als ihr ein in ihren Augen nicht angemessenes Buch von Bernhard empfohlen wird).

Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, was ich generell interessant finde, hier aber war vieles zu kurz angerissen.

Die Handlung dümpelt im ersten Drittel leider vor sich hin. Spannung kommt nicht wirklich auf, ebenso fehlt es hier am Tempo – was mich angesichts der Kürze der Geschichte stark überrascht hat. Dadurch lässt sich die Geschichte zwar schnell lesen, aber es zieht sich gefühlt alles etwas in die Länge. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen.

Leichtigkeit und ein gewisse Wohlfühlstimmung sind die Kernelemente eines Cosy-Krimis, insofern passt dieses Buch perfekt in das Genre. Allerdings ist es ein schmaler Grad zwischen Leichtigkeit und Langeweile und die hat für mich weitestgehend überwogen.

Für mich war das Buch ein netter Happen für zwischendurch, aber keine Geschichte, die mich besonders in ihren Bann gezogen hat.