Rezension

Gute Unterhaltung

Das Fräulein von Berlin -

Das Fräulein von Berlin
von Joan Weng

Bewertet mit 5 Sternen

Der Große Krieg hat nicht nur durch die Niederlage Deutschlands und das Ende der Monarchie seine Spuren hinterlassen, sondern auch bei vielen Soldaten wie Bernhard Greiff, den alle Welt „Bambi“ nennt. Man hält ihn wegen seines Kriegstraumas für verrückt. Nach Aufenthalten in einer Nervenklinik lebt er wieder bei seiner Schwester Vicky. Untätig herumsitzen, das liegt ihm allerdings auch nicht und deshalb nimmt er einen Job in einer Buchhandlung an. Außerdem hat er sich in Ruth, dem Dienstmädchen der Schauspielerin Schienagl verliebt, die regelmäßig mit deren Hund spazieren geht. Dann wird bei Fräulein Schienagl eingebrochen und der Hund getötet.

 

Gemeinsam mit Ruth beginnt er, heimlich zu ermitteln. Dabei kommen nicht nur Ungereimtheiten beim Einbruch zutage.

 

Meine Meinung:

 

Dieser, knapp 150 Seiten lange, historische Roman ist zeitlich zwischen „Die Frauen vom Savigny-Platz“ (1925) und „Die Damen vom Pariser Platz“ (1926) einzuordnen.

 

Er ist hauptsächlich aus Bernhards Sicht erzählt und verdeutlicht die Leiden, die Kriegsveteranen wie er zu erdulden haben. Körperlich Versehrte erhalten noch ein wenig Anteilnahme, aber jenen, die auf den diversen Schlachtfeldern den Verstand ganz oder teilweise verloren haben, schlägt nur Verachtung entgegen. Drückeberger, Simulanten und Verräter werden sie genannt.

 

Mit ihrem lebendigen Schreibstil lässt Joan Weng die (angeblich) Goldenen Zwanziger-Jahre wieder auferstehen. Dass dem nicht ganz so ist, wird abseits der Berliner Schickeria recht deutlich sichtbar.

 

Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet und wirken ziemlich authentisch.

 

Fazit:

 

Ein gelungenes Intermezzo, das Berlin abseits von reich & schön zeigt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.