Rezension

Berlin anno 1926 - spannender Krimi

Das Fräulein von Berlin -

Das Fräulein von Berlin
von Joan Weng

Bewertet mit 4 Sternen

„Andererseits lebten sie in schnelllebigen Zeiten, das Rad Fortuna drehte sich beständig, schon morgen konnte alles rosig aussehen...“

 

Diese Gedanken bewegen manchen Berliner im Jahre 1926. Auch der Trickser Balugar war in die Stadt gekommen. Noch ahnte er nicht, dass sich hier sein Schicksal erfüllen würde.

Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben und zugleich das Flair der Stadt und ihrer Bewohner gut herausgearbeitet.

Im Mittelpunkt steht Bernhardt, von Freunden liebevoll Bambi genannt. Innerlich hat er zwar noch nicht mit seinem Erleben im Ersten Weltkrieg abgeschlossen, aber er bemüht sich um Normalität. In manchen Situationen reagiert er so:

 

„...Einatmen, ausatmen.

Der Krieg ist vorbei...“

 

Bernhardt arbeitet in der Buchhandlung seiner Schwester Vicky. Diese wird so charakterisiert:

 

„...Sie ist für den freien Willen iher Mitmenschen, solange der sich mit ihrem Willen deckt...“

 

Auf seinen Spaziergängen mit dem Hund Brutus lernt Bernhardt das Dienstmädchen von Fräulein Schienagel kennen. Er mag die junge Frau und nennt sie liebevoll „Milchkaffeemädchen“. Mit ihr zusammen gelingt es ihm, nicht nur den Tod von Balugar aufzuklären.

Gekonnt eingebunden in die Handlung wird der Berliner Dialekt. Gleichzeitig sind zu dem Zeitpunkt noch manch spitze Bemerkungen über die Braunhemden gefahrlos möglich.

Bei Familientreffen wird die Vielschichtigkeit der Meinungen und das Berliner Leben in unterschiedlichen Kreisen deutlich.

Bei der Polizei geht er Tod von Balugar als plötzlicher Herztod durch. Sie hat gerade alle Hände voll zu tun mit dem Mord an mehreren Edelhuren. Das wiederum stört Muskel – Adolf, der mit ihnen sein Geschäft macht. Für ihn gilt:

 

„...Eigentlich hasste er Überraschungen jeder Art, Überraschungen setzten Vertrauen voraus und er vertraute nicht gern...“

 

An einigen Stellen hätte ich mir die Ausführungen etwas umfassender gewünscht. Allerdings kenne ich die Vorgängerbände nicht, die eventuell diese Informationen enthalten.

Ein inhaltsreiches Nachwort klärt auf, welche Personen historisch verbürgt sind.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist atmosphärisch dicht und flott lesbar.