Rezension

Der Feind lauert in dir

T.R.O.J.A. Komplott - Ortwin Ramadan

T.R.O.J.A. Komplott
von Ortwin Ramadan

Bewertet mit 3 Sternen

Amerika in naher, nein, in nahester Zukunft: Mit Hilfe von Nanotechnik ist es möglich, jeden Menschen zu überwachen. Alle tragen Nanobots in ihrem Körper, mikroskopisch kleine Teilchen, die dafür sorgen, dass der Gesundheitszustand eines Menschen lückenlos überwacht werden kann. Und damit sind wir auch gleich beim Thema des Buches, denn eine Technik, die es erlaubt, einen Menschen zu überwachen: Da ist es klar, dass das nicht nur zum Überprüfen der Gesundheit genutzt wird. Geheimdienste feiern Feste, denn nun können sie sogar sehen, was ihre überwachten Personen sehen, wissen jederzeit an welchem Ort sich jemand aufhält. Logisch, dass es dagegen Widerstand gibt.
Nico ist ein ganz junger FBI-Agent, frisch fertig mit der Ausbildung. Auf ungewöhnlichen Weg wird er für eine geheime Organisation angeworben und sein erster Auftrag lautet, Beta zu überwachen. Beta, eine junge Frau aus dem Punkmillieu, ist soeben einem Mordanschlag entkommen und auf der Flucht: vor der Polizei, vor ihrem halbkriminellen Chef und natürlich vor den unbekannten Mördern. Was sie nicht weiß - jeder ihrer Schritte ist bekannt, was sie sieht, sieht auch Nico. Und irgendwann, während einer Undercoveraktion sieht er plötzlich mehr ...

Erst einmal finde ich das Thema hochaktuell und auch nicht zu weit hergeholt. Dass solche Technik in gar nicht so langer Zeit möglich sein wird, halte ich für durchaus möglich. Dass es gleichzeitig massiv missbraucht werden wird von den Geheimdiensten - geschenkt. Daran zweifelt sicherlich nicht einmal der naivste Mensch der Welt. Und dass junge, idealistische Leute missbraucht werden in der Annahme, dass sie Patrioten für ihr Land sind, daran besteht eher auch kein Zweifel. Allein von diesen Aspekten her finde ich das Buch super.

Leider hapert es massiv an der Umsetzung. Es ist zwar flüssig geschrieben, aber Spannung kommt selten auf, denn alles, was passiert, geschieht viel zu einfach. Die Überwachung wird zu einfach blockiert, es wird nie geklärt, wie es der Spion geschafft hat, Kontakt mit Leuten aufzunehmen, die von der bestens ausgestatteten Organisation gesucht wird, es wird einfach überhaupt nicht viel auf Sachen eingegangen, die passieren oder passiert sind. Das ist ein großes Manko des Buches, denn es nimmt einfach die Fahrt aus der Geschichte. Der patriotische Nico fühlt sich viel zu schnell nicht mehr soooooo patriotisch, der Schluss ist einfach an den Haaren herbeigezogen (Stichwort: Soldat, der seinen Vorgesetzten erschießt, weil er gesehen hat, was der getan hat) und das Ende ist Friede, Freude, Eierkuchen. Jeder, der ein bisschen die Entwicklung um Snowden beobachtet hat, weiß, dass das Blödsinn ist und so schnell so etwas nicht passieren wird und kann.

Fazit: Hochaktuelles Thema in einer naiven, nicht sehr spannenden Umsetzung.