Rezension

Die Spione der nächsten Generation

T.R.O.J.A. Komplott - Ortwin Ramadan

T.R.O.J.A. Komplott
von Ortwin Ramadan

Die Krankenkassen sind überfordert, der Gesundheitszustand der US-Bwohner lässt das System beinahe zusammenbrechen, bis es endlich die Lösung für das Problem zu geben scheint: Denn in der nahen Zukunft der USA ist jeder US-Bürger zum Tragen der sogenannten Nanobots verpflichtet. Diese sind winzig kleine "Roboter", die ,gesteuert durch einen Biochip im Unterarm, Blutwerte, Blutdruck und ähnliche Dinge im Körper messen und sogar zu kleineren Operationen fähig sind. In jedem Quartal werden die gesammelten Daten aufgerufen und ausgewertet. Wenn die kleinen Bots einen Messwert als bedenklich empfinden, wird ein entsprechender Ernährungs- und Sportplan erstellt. Hält sich der Betreffende nicht an die gesundheitsfördernden Maßnahmen, drohen hohe Geldstrafen. Alkohol und Zigaretten verschwinden beinahe von der Landkarte und sogar Kaffee und Tee sind nun bedenkliche "Drogen".
In diesem Szenario schickt sich der junge Nico an, seine Ausbildung als FBI-Agent an der Academy erfolgreich zu beenden. Als angehender Agent ist Nico stolz auf sich: auf sein Vaterland, seinen hervorragenden Leistungen auf der FBI-Academy und vor allen Dingen darauf, dass er das Andenken seines verstorbenen Vaters ehren kann. Und zwar, indem er, wie dieser, seinem Land als Agent dienen kann. Am Tag der Urkundenverleihung wird Nico dann urplötzlich aus der Reihe gezogen und ihm wird mitgeteilt, er hätte den psychologischen Test nicht bestanden. Das vernichtende Eregnis des Testes wäre fälschlicherweise untergegangen und Nico muss nun seinen Platz am Campus sofort räumen. Niedergeschlagen gehorcht er und beginnt sich in einer Bar illegal mit Alkohol zu betrinken. In seinem berauschtem Zustand wird er überrumpelt und entführt. Als man ihm dann schließlich die Maske entfernt, sitzt er in einem Verhörraum einem Agenten gegenüber. Dieser erklärt ihm, dass er der streng geheimen Organisation rund um das Projekt T.R.O.J.A. zugeteilt wurde und ihr nun beitreten soll. Denn die Nanobots können so vieles mehr, als den ahnungslosen Bewohnern der USA klar ist: Sie sind in der Lage, sich an den Sehnerv der jeweiligen Person anzuhaften und die Reize direkt zu einem Bild zu vervollständigen! Voller idealistischem Tatendrang und der Erleichterung darüber nun doch noch ein Agent zu werden, nimmt Nico das Angebot an. Doch in den darauffolgenden Tagen überstürzen sich die Ereignisse. Sein Teamkollege ist von einem Tag zum anderen scheinbar ohne ein Wort des Abschieds aus dem Projekt ausgestiegen und die durch die Nanobots observierte junge Frau scheint so gar nicht die gefährliche Terroristin zu sein, wie angegeben. Immer mehr entdeckt Nico Ungereimtheiten und stellt diese zu einem fatalen Schlussbild zusammen. In letzer Sekunde wechselt er die Reihen und beginnt entgegen der mörderischen Organisation zu agieren.
An und für sich ist der düstere Roman von Ortwin Ramadan eine rasante Geschichte um Leben, Tod, eine schockierende und unangenehme Wahrheit und dem alles sehenden Feind im eigenen Inneren. Aber so spannend die Idee mit den Nanobots auch anfänglich sein mag, so wenig hält die Geschichte das gegebene Versprechen ein. Auf Nico ist als Hauptcharakter nur unzureichend eingegangen worden. Zuweilen wird sein naiver Patriotismus bis hin zur Dummheit getrieben und seine aufkeimende Liebe zu dem Observationsobjekt namens Beta ist für meinen Geschmack etwas zu flach. Leider ist T.R.O.J.A. ein durchaus recht fieses und intrigantes Komplott mit mächtig Potential, dem allerdings schon nach der Hälfte deutlich die Luft ausgeht und auf ein ausgesprochen vorhersehbares und übereiltes Ende hinausläuft. Das empfinde ich als besonders schade, da ich mich nach der spannenden Leseprobe und dem gelungenen Cover ganz besonders auf das Buch gefreut hatte.