Rezension

Ein außergewöhnliches Leseerlebnis für Jung und Alt! Phantasievoll, lehrreich und bildgewaltig. Mit viel Liebe zum Detail.

Die graue Stadt -

Die graue Stadt
von Torben Kuhlmann

Bewertet mit 5 Sternen

Gelber Regenmantel als Zeichen des Protests.

Inhalt:

Mit ihren Eltern zieht Robin in die Stadt.
Glücklich ist das Mädchen dort nicht.
Alles ist grau in grau! Die Straßen, die Fassaden der Häuser, die Menschen und sogar die Blumen. 

Als Robin weiterhin ihre leuchtend gelbe Regenjacke trägt und bunte Bilder im Unterricht malt, wird sie sofort zum Nachsitzen verdonnert.

Warum ist es verboten, bunt zu sein?
Wo sind all die Farben hin?

Gemeinsam mit ihrem neuen Freund Alani macht sich Robin auf die Suche nach den Farben. 

Die Spur führt zu den Grauwerken. Einer Fabrik für "Farben", die jedoch ausschließlich Grau produziert und dies in allen Schattierungen ...

 

Altersempfehlung:

ab 4 Jahre

 

Illustrationen:

Die ganzseitigen Zeichnungen sind nicht nur sehr detailliert und naturgetreu, sondern fangen die trostlose Stimmung hervorragend ein:

man hätte nicht gedacht, dass Grau so viele Schattierungen aufweisen kann ;-)

"Mausgrau, Steingrau, Aschgrau, Betongrau"
(vgl. S. 12 f.)

Die Häuserschluchten wirken geradezu bedrohlich.

Robin ist in ihrem gelben Regenmantel (ein Protest gegen das Einheitsgrau) im wahrsten Worte ein Lichtblick.

 

Mein Eindruck:

Das Besondere bei allen Büchern von Torben Kuhlmann ist das Verknüpfen von Wissen, einer wichtigen Botschaft und einer spannenden Geschichte. Obendrein gehen Bild und Text Hand in Hand und ergänzen sich hervorragend. Manch unterhaltsamer Hinweis versteckt sich in den Illustrationen.

Gemeinsam mit Robin (uns später auch mit Alani und weiteren Verbündeten) gehen Lesende dem Geheimnis des Einheitsgraus auf den Grund.

Robin ist ein mutiges Mädchen, dass sich das Recht auf Individualität und Kreativität nicht nehmen lassen möchte. Wer mag, kann gerne mausgraue Kleidung tragen und steingraue Bilder malen ... sie selbst liebt ihre gelbe Regenjacke und die Buntstifte.

Nicht nur Farben, auch Musik und andere Dinge sind in dieser Welt unerwünscht. Ein buntes Bild an der Häuserwand wird kurzerhand übermalt.

Wer aneckt und anders ist, muss mit Strafen wie Nachsitzen rechnen und bekommt "Besuch" von der Firma.

Mehr als einmal mussten die Kinder ihn nach er Schule ansehen, den leiernden "Lehrfilm über die wünschenswerten gesellschaftlichen Verhaltensweisen: Anpassung, Unterordnung, Disziplin."
(vgl. S. 18)

Die Parallelen dieser grauen Stadt und zu historischen Ereignissen (NS-Zeit, Stasi) sind eher für ältere Lesende und Erwachsene erkennbar. Die Botschaft der Geschichte jedoch ist auch für jüngere Kinder verständlich. 

Robins Erlebnisse stimmen nachdenklich und laden zu Diskussionen über Vielfalt und Individualität, Toleranz und Akzeptanz ein.

Mit der Unterstützung ihrer neuen Freunde gelingt es dem mutigen Mädchen, in das Herz der Fabrik zu gelangen und alle Hebel umzustellen, so dass die Farben nach und nach zurückkommen.

Endlich ist alles wieder farbenfroh ... bis auf das graue Fell ihres Katers ;-)

Zum Ende finden sich noch ein paar weiterführende, wissenschaftliche aber interessant gestaltete Fakten (Lichtbrechung und Farblehre) sowie eine Kurzbiographie zum Autor.

 Eine zauberhafte und lehrreiche Geschichte für Jung und Alt!

 

Fazit:

Eine außergewöhnliche wie lehrreiche Geschichte, welche mit einer sympathischen Protagonistin und kunstvollen, großformatige, Illustrationen punktet. Selbst grau in grau sind die Bilder ein Hingucker.

 

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Rezensiertes Buch: "Die graue Stadt" aus dem Jahr 2023