Rezension

Ein Blick in menschliche Abgründe

Morgen früh, wenn du willst - Tania Carver

Morgen früh, wenn du willst
von Tania Carver

Inhalt:

„Ein unauffälliges Haus in den Vororten. Innen ein vermeintliches Kinder-Idyll mit pinkfarbenen Tapeten, gelben Schleifchen und einem reich gedeckten Kuchentisch. Es ist wie ein Puppenhaus. Und am Tisch sitzt eine Puppe, in Lebensgröße, mit blonden Zöpfen und in einem rosa Kleidchen. Sie ist blutverschmiert und tot. DI Phil Brennan ist von dem Tatort verstört und noch mehr von der Toten. Sie hatte sich genau diesen Tod gewünscht. Phil bittet seine Frau, Polizei-Profilerin Marina, um Hilfe. Jagen sie einen Einzeltäter, einen »Puppenspieler«? Oder hängen die Morde mit dem Kult zusammen, dem auch einer ihrer Kollegen zu huldigen scheint?“

Meine Meinung:

Bei „Morgen früh, wenn Du willst“ handelt es sich um Band 5 der Serie um Phil Brennan und Marina Esposito. Ich hab nur Band 1 gelesen und war trotzdem sofort in der Geschichte drin. Der Schreibstil des Autorenduos, das hinter dem Pseudonym Tania Carver steht, macht es dem Leser leicht, sich einzufinden und schnell voranzukommen.

Das knallgelbe Cover finde ich für einen Thriller eher ungewöhnlich, was ja aber nicht schlecht sein muss. Haptisch ist es ein Erlebnis: die hervorstehende Haarsträhne und vor allem die täuschend echte Struktur des Isolierbandes haben mich beim Lesen immer mal wieder fasziniert darüberstreichen lassen.

Acht Monate nachdem Phils Vater bei einer Bombenexplosion ums Leben kam, er selbst im Koma gelegen hatten und seine Tochter entführt worden war, wagen DI Phil Brennan und seine Frau Marina Esposito einen Neuanfang in Birmingham, wo Marina nicht mehr als Polizeiprofilerin arbeiten sondern an der Universität unterrichten will.

Leider gibt es in Phils neuem Team einen Untergebenen, der der Meinung ist, er selbst hätte Phils Posten verdient, so dass Phil nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen wird. Auch ich habe etwas gebraucht, um mit ihm warm zu werden. Zum Teil fand ich sein Verhalten den neuen Kollegen gegenüber nicht 100% nachvollziehbar für jemanden, der sie für sich gewinnen will. Aber er tat mir auch leid und wurde mir im Verlauf immer sympathischer.

Im Großen und Ganzen gibt es zwei Handlungsstränge: den „Puppenhaus-Mord“, in dem Phil ermittelt und der Perversionen zu Tage bringt, die man sich kaum vorstellen kann und mag, und den Strang um Marina und Ihren Kollegen Hugo Gwilym, der etwas weitere Kreise zieht. Das ist zwar sehr vage ausgedrückt, aber ich möchte nicht allzu viel verraten. Beide Handlungsstränge sind natürlich von Anfang an durch Marina leicht miteinander verknüpft, erwartungsgemäß fügen sie sich aber im Laufe der Geschichte noch „richtig“ zusammen. Es blitzen zwar immer mal wieder Gemeinsamkeiten auf, aber den endgültigen Zusammenhang konnte ich nicht schon vorher erahnen.

Das Autorenduo hat es geschafft die Spannung durchweg aufrechtzuerhalten und ohne Längen auszukommen, wenn auch noch mehr Nervenkitzel möglich gewesen wäre.

 

Fazit:

Ein gelungener Thriller, den man auch ohne die vorherigen Bände gelesen zu haben, sehr gut versteht. Nur zu zart besaitet sollte man nicht sein.