Rezension

Ein Buch, das ein tiefes Glück hinterlässt

Der japanische Liebhaber - Isabel Allende

Der japanische Liebhaber
von Isabel Allende

Bewertet mit 5 Sternen

Schön, anrührend, spannend - ein Buch voll Leben.

In der kalifornischen Seniorenresidenz Lark House lernt die junge Betreuerin Irina Bazili die faszinierende Alma Belasco kennen. Schon bald entwickelt sich aus Respekt und Zuneigung eine tiefe Freundschaft. Doch welches Geheimnis trägt Alma mit sich herum? Wer schickt ihr regelmäßig Briefe, wen trifft sie, wenn sie nach deren Erhalt ihre Tasche packt und für einige Tage verschwindet? Ihrem Enkel Seth gelingt es, Irina mit seiner Neugier anzustecken, und sie stoßen auf eine außergewöhnliche Liebe, die in ferner Vergangenheit zwischen einem polnischen Mädchen und einem japanischen Jungen ihren Anfang nahm.

Isabel Allende ist leiser geworden, umsichtiger, ihre Sprache weniger gewaltig, aber nicht minder kraftvoll. Und auch die Menschen des Romans sind es. Durch fast ein Jahrhundert führt sie die Geschichte, auch durch die leidvolle Zeit des zweiten Weltkrieges. Alma und ihre Familie sind als Juden betroffen, und die aus Japan stammenden Einwanderer werden in den USA in Lagern interniert. Eine Zeit, die Einschnitte bedeutet und Spuren hinterlässt. Doch all den politischen Ereignissen und kulturellen und gesellschaftlichen Zwängen gelingt es selten, den Personen ihre Güte zu nehmen, die Beharrlichkeit, die Weitsicht. Wohlwollend gehen sie miteinander um, verständnisvoll, und ermöglichen auch angesichts bedrückender Prüfungen Antworten und Lösungen. Auf gleichermaßen unsentimentale wie anrührende Weise erfahren wir von einer Liebe, deren Entwicklung über Umwege vonstatten geht und die vieles überdauert. Wir erfahren aber auch, dass so verschieden und vielschichtig wie die Menschen selbst die Möglichkeiten ihrer Liebesbeziehungen sind. Und dass, wenn alles andere seinen Wert und seine Wichtigkeit verliert, es die Liebe ist, zumindest sein kann, die Bestand hat. Sogar, will man Allende und ihren Geistern Glauben schenken, über das Leben hinaus.

Ein Buch, das traurig, sehnsüchtig, wehmütig stimmt und doch ein tiefes Glück hinterlässt.