Großartig und Facettenreich
Bewertet mit 5 Sternen
Der Titel verrät viel zu wenig über die Vielfalt der Geschichte, die wir in diesem Herbst von Isabel Allende geboten bekommen. Ja, wir erleben eine wunderbare, die Zeit überlebende, große Liebe zwischen Alma und ihrem japanischen Liebhaber, bei der man als Leser mitfiebert, mitleidet und mitliebt. Aber es geht eben auch um ein wunderbares "Altenheim", das tolle Bewohner, einfühlsames Personal, gut durchdachte Architektur und eine prima Philosophie hat. Ebenso wie um die Frage, wie selbstbestimmt man den Herbst und Winter seines Lebens verbringen möchte. Und erfährt, dass wenn ein Entschluß gefasst ist, man ihn auch umsetzen kann. Außerdem lernt man über Amerika, das Land der Freidenker und Einwanderer, wie es zur Zeit des zweiten Weltkrieges mit einzelnen Einwanderergruppen umging. Dass es dort nicht nur Rassenprobleme zwischen schwarz-und-weiß gab (und ja leider immer noch gibt...), sondern eben auch weiß-gelbe oder wie immer man das bezeichnen mag. Dass alle japanischenstämmigen Familien in der Wüste in Zwangslagern festgehalten wurden, bis geklärt war, ob sie generell der Spionage verdächtigt werden müssen oder nicht (unglaublich, oder?). Zusätzlich macht man noch einen häßlichen Abstecher in die Abgründe der Kinderpornographie, wird aufgerüttelt, dass auch hier noch viel im Argen liegt und wache Augen und Hilfe für die Opfer vonnöten ist.
Wer Lust hat auf mehr als "nur" eine großartige Liebesgeschichte, sondern auch auf einen kleinen Hauch amerikanischer Geschichte, auf einen scharfen Schuß Kritik an gesellschaftlichen Umständen gegenüber Alten und Kindern, auf mutmachende starke "Weibsbilder" - wer dann noch eine kraftvolle Sprache liebt, dem lege ich diesen Roman ans Herz!