Rezension

Liebe und andere Kuriositäten

Der japanische Liebhaber - Isabel Allende

Der japanische Liebhaber
von Isabel Allende

Bewertet mit 5 Sternen

Ach herrje! Was macht denn Oma Alma da in jungen Jahren mit dem japanischen Gärtnerjungen Ichimei!?
Diese Verbindung passte doch wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich überhaupt nicht ins Amerika zur Zeit des 2. Weltkrieges. Ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Staaten, die ca. 120000 Japaner bzw. japanischstämmige Amerikaner umgesiedelt und in Internierungslagern zusammengepfercht hatten.
Irina, die eigentliche Hauptdarstellerin in Isabell Allendes Roman, pflegt Alma Belasco, als diese alt geworden ist. Zwischen beiden entwickelt sich so etwas wie eine von gegenseitigem Respekt getragene Freundschaft und gegenseitiges Verständnis und ein großes Vertrauensverhältnis. Im Altenheim lernt Irina auch Almas Enkel Seth kennen. Beide mögen und vertrauen sich und beide versuchen etwas über Almas geheimnisvolle Vergangenheit zu erfahren. Es gibt sonderbare Briefe und von Zeit zu Zeit verschwindet die alte Dame in ihrem Smart für mehrere Tage, ohne Informationen zu ihrem Aufenthaltsort zurückzulassen. Aber die Oma lässt sich so schnell nicht in die Karten schauen . Irina und Seth bekommen alle Hände voll zu tun. Ein Rätsel ist es da, warum Irina nicht auf seine Annäherungsversuche reagiert.
In diesem Isabell Allende Roman steckt eine Fülle an Geheimnissen und Themen, die ich so reichlich gar nicht erwartet hatte. Entsprechend der Menge an Infos und Handlung, habe ich die Geschichte um leidenschaftliche aber verbotene Liebe, Kompromisse und besondere Lebensereignisse auch schnell gelesen, weil ich sonst wahrscheinlich den Faden verloren hätte. Ich mochte die Handlung, liebe Isabell Allendes sanfte Sprache und die Art, wie sie ihre Figuren lebendig werden lässt. Für meinen Geschmack ist Alma aber zu sehr in den Hintergrund geraten und vielleicht wäre hier ein Geheimnis und Thema weniger, mehr gewesen. Insgesamt ein vorhersehbarer, aber absolut lesenswerter Roman, der mich am Ende mit einer nachdenklichen Gänsehaut zurückgelassen hat.