Rezension

Ein Buch gefühlvolles Buch übers Altern, die Freundschaft und das Leben.

Das Leben ist ein listiger Kater - Marie-Sabine Roger

Das Leben ist ein listiger Kater
von Marie-Sabine Roger

Bewertet mit 5 Sternen

~~Klappentext
Im Krankenhaus ziehen sich die Tage wie Kaugummi, und viel Besuch bekommt Jean-Pierre, verwitweter Rentner ohne Kinder oder Hund, nicht gerade. Das ist dem Eigenbrötler auch ganz recht so, lieber schreibt er an seinen Memoiren. Doch dazu kommt er kaum, denn ständig fällt ihm jemand auf die Nerven: Maëva hat es auf seinen Laptop abgesehen, um „schnell mal Facebook zu checken“. Maxime, ein junger Polizist, versucht herauszufinden wie Jean-Pierre in der Seine gelandet ist – und schon bald entdecken die beiden ihre gemeinsame Leidenschaft für Schwarzweißfilme. Vielleicht ist ein bisschen Gesellschaft also doch nicht ganz verkehrt? Der gutherzigen Krankenschwester Myriam wächst der alte Griesgram mit Galgenhumor so ans Herz, dass sie ihn zu ihrem Lieblingspatienten ernennt. Und dann ist da noch Camille, der Student, der Jean-Pierre aus der Seine gefischt hat. Allen zusammen gelingt es nach und nach, Jean-Pierre das Leben wieder schmackhaft zu machen – und für einen Neuanfang ist es bekanntlich nie zu spät.

 

Jean-Pierre, ein in die Jahre gekommener Eigenbrötler wacht in einem Krankenhaus auf und weiß nicht mehr was passiert ist. Camille, ein Student hat ihn gerade noch aus der Seien fischen können. In Jean-Pierres Körper ist so ziemlich jeder Knochen hinüber und somit ist er dazu verdonnert im Bett zu liegen und der Dinge zu harren die da kommen. Schnell wird klar, dass er nur das „Becken von 28“ ist, und niemand sich um seine Wünsche  als Patient, wie zum Beispiel das Schließen der Türe kümmert. So kommt es, das bei ihm Menschen ein und aus gehen, die er gar nicht kennt und auch gar nicht kennen lernen möchte. Doch hat er eine Wahl?

Nicht nur Schwester Myriam mag den alten Kauz. Auch ich liebe ihn. Mir hat sein sarkastischer Humor sehr gut gefallen. Oft habe ich laut lachen müssen, über seine vor Sarkasmus und Ironie sprühenden Aussagen. Einfach phantastisch. Aber obwohl ich so oft lachen musste beinhaltet dieses Buch ein ernstes Thema … dem Älterwerden und der damit verbundenen Einsamkeit. Teilweise hat es mich echt wütend gemacht, zu lesen wie mit alten Menschen umgegangen wird. Aber das scheint wirklicher Alltag im Leben zu sein.

Marie-Sabine Roger ist mit diesem Buch wieder einmal ein wundervolles Stück Literatur gelungen. Mit Sarkastischen Humor erzählt sie eine Geschichte von der Einsamkeit im Alter, dem Älterwerden und das wir Menschen eigentlich Freunde zu jeder Zeit im Leben brauchen. Sie zeigt, dass wir gar nicht alleine sind, dass es immer jemanden geben wird, der auch einen Freund braucht. Man muss nur offen dafür bleiben.

Ein Buch gefühlvolles Buch übers Altern, die Freundschaft und das Leben. Unbedingt lesen!!!

 

„Dann fängt der Tag an, mit seinen zehnmal so vielen Stunden, wie sie Tage draußen haben. Die offene Tür erlaubt es mir, die Leute vorbei gehen zu sehen, worauf ich verzichten könnte, und es erlaubt ihnen, mich ebenfalls zu sehen, was mich rasend macht.
Das Fernsehen habe ich aufgegeben. Ich glaube, die Programme werden an höherer Stelle eigens mit dem Ziel gestaltet, Krankenhausbetten frei werden zu lassen und das Problem der zu langen Rentenzeiten zu regeln. All die hochspannenden europäischen Krimiserien, die mitreißenden Quizsendungen und die Live-Mitschnitte aus Nationalversammlung sollen wohl alten Leuten wirksam den Rest geben und Kranke dazu treiben, sich den Tropf herauszureißen.“ (S. 17)

„Wie gewohnt finde ich mich auch heute wieder den Blicken all derer ausgesetzt, die auf der Station herumlaufen. Und dann kommt sie auch schon um die Ecke. Sie wird langsamer. Sie begafft mich. Sie lässt sich Zeit.
Wenn ich meinen Impulsen nachgeben würde, würde ich jetzt das Laken hochreißen, um ihr meine Klöten zu zeigen statt meines Hinterns, da ich ja nun mal zur Rückenlage verdammt bin. Nur hätte ich angesichts ihres jungen Alters Angst vor Fehldeutungen. Pädophilie ist nicht mein Ding. Ganz abgesehen von ästhetischen Erwägungen: Wegen Harnröhrenquetschung haat man mir das Gemächt intubiert, wodurch es zusammen mit dem angeschwollenen Klingelbeutel aussieht, als hätte man mir einen Dudelsack transplantiert.“ (S. 41)

„Manchmal verdrücke ich ein Tränchen.
Das ist die Inkontinenz der Erinnerung, das Bettnässen der Gefühle“ (S. 73)