Rezension

Ein wunderbares Leseschätzchen!!

Das Leben ist ein listiger Kater - Marie-Sabine Roger

Das Leben ist ein listiger Kater
von Marie-Sabine Roger

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt / Klappentext:

Zum Leben ist es nie zu spät.
Jean-Pierre wacht auf und kann sich an nichts erinnern. Er ist in die Seine gefallen, ein junger Mann hat ihm das Leben gerettet. Jetzt liegt er im Krankenhaus, ein Alptraum für den menschenscheuen Einzelgänger. Über zu viel Besuch kann sich der verwitwete Rentner "ohne Kinder oder Hund" eigentlich nicht beklagen. Aber alleine ist er trotzdem nie, ständig fällt ihm jemand auf die Nerven: Die vierzehnjährige Maëva hat es auf seinen Laptop abgesehen, um "schnell mal Facebook zu checken". Maxime, ein junger Polizist, versucht herauszufinden, wie Jean-Pierre in der Seine gelandet ist - und schon bald entdecken die beiden ihre gemeinsame Leidenschaft für Schwarzweißfilme. Der gutherzigen Krankenschwester Myriam wächst der alte Griesgram mit Galgenhumor so ans Herz, dass sie ihn zu ihrem Lieblingspatienten ernennt. Und dann ist da noch Camille, der Student, der Jean-Pierre aus der Seine gefischt hat. Allen zusammen gelingt es nach und nach, Jean-Pierre zurück ins Leben zu holen - und für einen Neuanfang ist es bekanntlich nie zu spät.

Meine Meinung:

Was für ein wunderbares Buch!!! Die Sprache, die Pointen, der Wortwitz, die Charaktere: hier paßt einfach alles und hat mir ein phantastisches Lesevergnügen beschert! Schade, dass es nach 222 Seiten schon vorbei war, ich hätte gerne noch eine Weile Jean-Pierre in seinem Leben und bei seiner Rückschau auf Vergangenes begleitet.

Man darf sich nicht vom Titel verwirren lassen, das ist kein Katzenroman! Ein älterer Herr, seit längerer Zeit Witwer, hatte einen Unfall und landet im Krankenhaus. Er kann sich nicht erinnern was passiert ist, da er einen Blackout hat. Er nutzt nun die Zeit, um auf sein Leben zurückzublicken, wobei er über seine familiären Beziehungen, seine Frauengeschichten, Freundschaften, seinen Beruf und seine Ehe erzählt. Dies macht er mit einer guten Portion Selbstironie, manchmal sarkastisch, aber die Schlüsse, die er aus dem Geschehenen zieht, sind oftmals sehr weise und auch nur in der Rückschau so möglich, wenn man seine Erfahrungen gemacht hat, sein Leben gelebt hat. Und bei allem schwingt die Frage mit, was denn da wohl noch kommen kann, wenn man 67 ist....

Und zwischendurch tauchen dann immer wieder Leute bei ihm im Krankenzimmer auf, die ihm erst auf die Nerven gehen, es dann aber jeder auf seine Art schaffen, den alten Griesgram weich zu klopfen. Und das ist wirklich richtig amüsant, ich mußte so manches Mal laut lachen! Dazu kommt noch die Sicht des Patienten auf den Krankenhausbetrieb: niemand, der zu ihm reinkommt, schließt beim Verlassen wieder die Zimmertür, man spricht ihn gerne in der Wir-Form an ("Wie geht es uns denn heute?"), die Fachärzte sehen ihn jeweils nur als die Blase, Knochen oder Narbe an, je nach Fachgebiet. Und so wird die Entmündigung deutlich, der man als Patient im Krankenhaus ausgesetzt ist.

Mit großem Vergnügen habe ich dieses Buch gelesen (was wohl auch fürs Kino verfilmt wird oder wurde) und ich werde mich gleich mal nach weiteren Büchern dieser Autorin umschauen. Ich bin sehr froh, dass ich es bei einem Facebook-Gewinnspiel des Atlantik-Verlages gewonnen habe, sonst hätte ich es vielleicht nie entdeckt!!

Also, unbedingt lesen....!!